Rückblick: Touristen in Asien

Ich weiss nicht wie es euch geht, aber ich mustere sehr gerne andere Touristen, wenn ich im Ausland bin. Man denkt sich dann «der ist bestimmt Schweizer» und ein paar Minuten später kommt von dieser Person ein Satz raus wie «Kän äi häf ä bottel of woter pliis?». Ist sehr oberflächlich aber unterhaltsam. Und ist auf keine Weise böse oder herablassend gemeint. Nur eben manchmal gehen die Leute doch etwas zu weit. Das ist der Fall, wenn wir im südostasiatischen Raum Touristen sehen, die mit Hotpants und Trägershirts herumlaufen. Oder man kann es noch toppen: Bauchfrei bei den Frauen und oben ohne bei den Typen. Sorry, aber das geht einfach gar nicht! Nicht dass ich etwa prüde bin, darum geht es nicht. Ich finde es einfach der dortigen Kultur gegenüber sehr respektlos. Und ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie viele Menschen wir so gekleidet gekreuzt haben. Teilweise wollten diese sogar noch Tempel besuchen ohne mit der Wimper zu zucken, obwohl es überall Schilder hat, welche darauf hinweisen, dass Knie und Oberarme bedeckt sein müssen. Beim Eingang solcher Stätten werden sie dann aufgehalten und kriegen einen Sarong ausgehändigt.

In einem Tempel in Laos. Die Dame musste einen Sarong umbinden

In einem Tempel in Laos. Die Dame musste einen Sarong umbinden

Ein paar Touristen in Hotpants, die von einer Partyinsel wieder ans Festland gebracht wurden.

Ein paar Touristen in Hotpants, die von einer Partyinsel wieder ans Festland gebracht wurden.

Eine grosse Anzahl Menschen der gleichen Nation in einem Land oder einem Ort bringt oft merkwürdiges Verhalten hervor. Wir haben dies zum Beispiel bemerkt im ehemaligen Indochina Teil Südostasiens. Da hat es sehr viele Franzosen. So viele, dass teilweise in Restaurants die Menüs französisch übersetzt wurden. Sie gehen oft davon aus, jeder spreche französisch nur weil ihr Guide dies auch tut. Also werden doch ab und zu irgendwo in der Pampa beim der Bus Pinkelpause Kioskbesitzer mit «C’est combien ces Chips?» angesprochen. Nicht nur Locals werden überfallen, sondern auch andere Touristen. Es kam ein paar Mal vor, dass wir angesprochen wurden mit «bonjour, vous savez si on peut acheter les billets ici?». Wir machen uns ein kleines Spiel daraus: «I’m sorry what did you say?» «oh, eeeee, sorryyyy. You knouw eeeeeeee can I buy se tickets ‘ere?». Ha, gern geschehen!

Massentourismus: die Anonymität macht uns irgendwie respektlos

Massentourismus: die Anonymität macht uns irgendwie respektlos

Backpackers sind auch so eine merkwürdige Gruppierung. Leicht zu erkennen am Rucksack, den Pluderhosen und meist ein paar Wanderschuhen. Faktisch gehören wir auch zu denen, denn wir reisen ja mit dem Rucksack. Es ist einfach praktischer, wenn man mit dem ÖV unterwegs ist und etwas weiter gehen muss bis zur Haltestelle. Es gibt neben Backpackerhostels auch typische Backpacker Destinationen wie zum Beispiel Vang Vieng in Laos. Wir haben nur davon gehört und gelesen, so dass wir einen grossen Bogen um diesen Ort gemacht haben. Scheinbar haben sich vor über zehn Jahren mal ein paar Backpackers bequem gemacht, deren Hauptinteressen darin lagen möglichst wenig Geld auszugeben, sich günstig volllaufen zu lassen oder einen Trip zu schmeissen. Das Ganze hat sich so extrem entwickelt, dass sich dort Scharen an Backpackers niederliessen und «happy» Pizza bestellten, sich in einen alten Traktorschlauch setzten und den Mekong hinunter tubten. So lange bis es zu Todesfällen kam und irgendwann mal die Regierung die Notbremse gezogen hat. Scheinbar solls jetzt etwas besser sein aber der Ruf ist erstmal für die nächsten paar Jahre hinüber.

Rollkoffer oder Rucksack? Die Entscheidung fällt leicht

Rollkoffer oder Rucksack? Die Entscheidung fällt leicht

Grösstenteils haben wir jedoch sehr nette und angepasste Touristen getroffen. Es wäre ja aber langweilig, einen Artikel darüber zu schreiben, wie toll hier alle waren und das noch ohne eine Spur von Sarkasmus. Oder etwa nicht?

In Kambodscha, der Perfekte Spot für ein Instapic häschtäg#nofilter ;-)(das Fotoshooting ist gestellt)

In Kambodscha, der Perfekte Spot für ein Instapic häschtäg#nofilter ;-)
(das Fotoshooting ist gestellt)

Sri Lanka, oh Sri Lanka

Bevor wir nach Sri Lanka flogen, hatten wir schon viel von der Insel gehört. Es soll sich hier um den ruhigen Nachbarn von Indien handeln, Indien für Anfänger so zu sagen. Also sind wir gespannt was uns hier erwartet. Wir kommen mitten in der Nacht am Flughafen an, aber es hätte genauso gut mitten am Tag sein können. Draussen vor der Ankunftshalle drängen sich hunderte, als gäbe es etwas Spezielles zu sehen. Doch es stellt sich heraus, dass einfach nur viele Flüge mitten in der Nacht ankommen und die Leute auf ihre Liebsten warten. Oder evtl. wollten sie auch nur eine neue Waschmaschine kaufen, dies gibt es nämlich auch direkt am Flughafen.

Waschmaschine gefällig?

Waschmaschine gefällig?

Ohne Waschmaschine machen wir uns mit dem Taxi auf den Weg zur Unterkunft in Negombo. Colombo soll für Neuankömmlinge viel zu überwältigend sein mit all dem Treiben. In Negombo erwartet uns das heisseste Hotelzimmer seit langem, Klimaanlage hat es keine und durch das Fenster kommt nicht mal ansatzweise eine frische Brise rein. Ans Schlafen ist also nicht zu denken. Als letzten Hoffnungsschimmer reiben wir uns unsere Beine mit Tigerbalm ein und es nützt sogar! Wir kriegen doch noch ein paar Stündchen Schlaf bevor unsere Weiterreise los geht. Von Negombo nach Galle gibt es einen Zug, zwar nicht direkt, aber das mit dem Umsteigen kriegen wir schon hin. Im ersten Zug ergattern wir sogar einen Sitzplatz. Nach dem Umsteigen haben wir weniger Glück. Der Zug ist bereits in Colombo voll bis oben und es steigt keine einzige Person aus. Für uns bedeutet das drei Stunden stehen. Die Fenster sind mit Läden geschützt, dass heisst, das einzige was wir von der Zugfahrt mitbekommen sind die Gesichter der anderen Mitreisenden.

In einem Zugabteil der zweiten Klasse

In einem Zugabteil der zweiten Klasse

Im Süden, in Unawatuna bleiben wir ein paar Tage, wir wollen nämlich den Padi Open Water Tauchkurs absolvieren. Beim Testtauchgang sehen wir sogar einen Oktopus! Für uns ist klar, der Tauchkurs wird definitiv gebucht. Die paar Tage am selben Ort zu bleiben tun uns gut. Doch wir wollen noch ein bisschen mehr von Sri Lanka sehen. Also leisten wir uns ein Taxi bis zum Yala National Park. Hier sehen wir, gefühlte zwei Minuten nachdem wir im Park ankommen sind, zwei Leoparden. Sehen ist vielleicht etwas übertrieben. Wegen der langen Jeep Kolone können wir nur erahnen wo sich die beiden befinden…

Im Yala Nationalpark

Im Yala Nationalpark

Von den Teeplantagen in Ella bis nach Kandy nehmen wir nochmals den Zug. Dieses Mal gibt es sogar reservierte Sitzplätze. Nach der letzten Zugfahrt sind wir nicht ganz sicher was wir erwarten können, wir konnten nämlich nur noch Plätze in der dritten Klasse ergattern. Doch wir werden positiv überrascht. Die Sitze sind bequem und es hat haufenweise Platz. Die Sitzplätze werden nämlich immer für die gesamte Strecke gebucht, egal wie lange man schlussendlich im Zug sitzt. Was uns aber doch etwas befremdlich vorkommt ist, dass im Wagen hinter uns immer mehr Locals einsteigen und stehen müssen, obwohl es ja bei uns noch mehr als genug Platz hätte. Die Zugfahrt geht dieses Mal nämlich sieben Stunden und nicht nur drei.

Teeplantage in Ella

Teeplantage in Ella

Im Allgemeinen können wir bestätigen, dass es hier ein bisschen ruhiger zu und her geht als in Indien, ausser im Strassenverkehr. Holy Moly! Busfahren braucht Nerven aus Stahl, vor allem wenn man vorne sitzt und immer genau sehen kann was ab geht. Die Busfahrer lenken den Bus schon mal in den Gegenverkehr um einen langsameren Verkehrsteilnehmer zu überholen. Auch wenn ein Tuktuk oder ein Auto entgegenkommt, dieses wird dann einfach weggehupt. Naja, wir sind jedes Mal heil angekommen zum Glück, vermissen tun wir die Formel-1-Busfahrten aber nicht.

Anfangs ist es noch lustig

Anfangs ist es noch lustig

Zeit für einen kurzen Zwischenstopp in Colombo haben wir jetzt doch noch. Zum Glück, denn auch hier gibt es eine Menge zu sehen, vor allem das Stadtleben der Sri-Lanker. Genau das ist nämlich lohnenswert. In der Marktstrasse wird alles Mögliche verkauft, von Stoff, über Hosen zu Sonnenbrillen und Abflussrohren. Dem ganzen Treiben zu zuschauen, war der Zwischenhalt schon wert.

Die letzten beiden Wochen verbringen wir in einem Ayurveda Hotel, ganz entspannt. Nur dass das Hotel unsere Buchung nicht gekriegt hat. Diese Information müssen wir erst mal verdauen. Nicht ganz einfach nach einer wiederholt anstrengenden Zugfahrt und dem ganzen drum herum. Immerhin bieten sie uns an uns ins Schwesternhotel zu verfrachten. Dieses scheint ganz ok zu sein und der Flughafentransfer wird uns wegen der Unannehmlichkeiten auch offeriert, also sagen wir zu.  Das Hotel ist wirklich toll gelegen, nur ist es nicht erlaubt im Meer zu baden wegen der starken Strömung. Aber es gibt einen Shuttleservice an einen Badestrand. Die ersten paar Tage haben wir keine Zeit diesen Service in Anspruch zu nehmen. Am zweit letzten Tag wollen wir es aber doch noch wissen, obwohl das Wetter nicht ganz mitspielt. Also wird für uns ein Tuktuk organisiert, welches uns 40 (!) Minuten an einen anderen Strand fährt, nur damit wir feststellen, dass die Wellen hier fast genau so hoch sind wie bei unserem Strand. Wir gehen trotzdem zum Wasser und werden nach ein paar Wellen schon «gwöschmaschinelet». Also machen wir einen Spaziergang am Strand. Als wir schon fast Trocken sind, fängt es an zu Regnen und zwar so richtig. Wir gehen zurück zum Tuktuk wo uns unser Fahrer erwartet, welcher sich vor lachen fast nicht mehr einkriegt. Wir sehen wohl aus wie begossene Pudel…

Kleiner Kochkurs im Hotel

Kleiner Kochkurs im Hotel

Eines Mittags kriegen wir eine Konversation vom Nachbartisch mit (es sind abgesehen von uns fast alles Deutsche im Hotel), Whatsapp und Facebook seien blockiert worden, da es in der Region um Kandy Unruhen zwischen Buddhisten und Muslimen gegeben habe. Wir sind erst mal verunsichert, waren wir doch erst gerade vor ein paar Tagen noch dort und haben die friedlichen Menschen beobachtet, wie sie in Massen den Zahntempel besuchten. Das halbe Land steht Kopf und wir sind in unserer Ayurveda-Blase eingeschlossen und kriegen nichts davon mit. Gar nichts. Das ist ein ziemlich seltsames Gefühl. Wir lassen uns massieren währen in anderen Teilen des Landes ganze Quartiere zerstört werden. Ändern können wir leider daran nichts. Doch wir hoffen darauf, dass sich die Situation schnell wieder beruhigt und alles wieder friedlich wird.

Wie immer noch zuletzt ein paar Bildchen und ein Videöli :-)

Indochina Teil 2

Wer hätte gedacht, dass wir sogar so weit weg von zuhause auch noch Besuch kriegen aus der Schweiz? Eveline, unsere Freundin aus Bern, holen wir am Flughafen von Siem Reap ab. Von hier fahren wir zu den atemberaubenden Tempelanlagen von Angkor. Wir brauchen zwei Tage um alles besichtigen zu können, trotz privatem Tuktuk Fahrer. Es ist sehr weitläufig und heiss, sehr heiss. Der Tempelkomplex von Angkor Wat ist der Grösste von allen und deswegen auch am beliebtesten. Bei uns hat er einen etwas faden Geschmack hinterlassen, nämlich aus folgendem Grund: wir sind am zweiten Tag mega früh aufgestanden um den Sonnenaufgang zu sehen. Als wir ankommen treffen wir auf Scharen von Touristen, die die selbe Idee hatten. Der ganze Zauber ist damit etwas verflogen. Stattdessen finden wir’s amüsant wie hunderte von Menschen vor diesem kleinen Teich stehen, in welchem sich der Tempel reflektiert und das perfekte Foto schiessen wollen. Bei den anderen Tempeln haben sich die Touristenmassen etwas besser verteilt (ausser beim Sonnenuntergang, da war wieder ähnlich viel los…)

Angkor Wat

Angkor Wat

Allgemein geht es in Kambodscha einen Tick weniger geschäftig, sprich auch ruhiger zu als in Vietnam. Laos toppt es noch mal. Hier scheinen sich die Händler gar nicht so sehr zu interessieren was zu verkaufen. Das finden wir ziemlich entspannt. Dafür meinen sie es gut mit den Preisen für Eintritte oder Aktivitäten. Die haben wohl bemerkt, dass sich mit Tourismus viel Kohle machen lässt und «heuschen» teilweise Beträge, die sogar für Europäer etwas grenzwertig sind. Die Entwicklung ist extrem, denn wahrscheinlich haben sich die Preise in den letzten drei bis vier Jahren um einen Drittel erhöht. Trotzdem lassen wir uns den Spass nicht nehmen: Wir verzichten lieber mal auf etwas, was uns weniger interessiert und lassen die Scheine da springen, wo wir Lust drauf haben. Man muss schliesslich nicht alle Touristen-Highlights gesehen haben. 

Ein typischer Busbahnhof in Laos. Als Tourist wird man in Ruhe gelassen

Ein typischer Busbahnhof in Laos. Als Tourist wird man in Ruhe gelassen

Apropos Tourismus Highlight. In Laos waren wir ein paar Tage am gemütlichen Nam Ou Fluss in einem kleinen Dorf namens Muang Ngoi, welches praktisch nur per Boot zu erreichen ist. Die Mönche, die dem nahen Tempel beiwohnen gehen jeden Morgen früh die Strasse runter, die quer durch das Dorf verläuft, um Almosen in Form von Reis zu sammeln. Sobald man die Trommel hört, gehen die Dorfbewohner an den Strassenrand, knien sich vor die Mönche und geben eine Handvoll Reis in ihre Almosenschale.  Dieser Prozession zuzusehen war etwas ganz Besonderes.
Zurück in Luang Prabang informieren wir uns, was man hier denn so anstellen kann. Als Highlight wird überall der Almosengang erwähnt. Wir ahnen zwar schon, dass dies nicht so intim sein wird wie in Muang Ngoi, doch was wir hier erlebten, machte uns beide sprachlos. Die Scharen von Touristen, die mit ihren Kameras den Mönchen ins Gesicht blitzten. Die Reisverkäufer, die Profit machten, indem sie den Touristen ebenfalls die Möglichkeit boten zu spenden. Der überschüssige Reis, der von den Mönchen aus den bereits vollen Schalen in den Abfalleimer geschmissen wurde. Dies alles noch getoppt von einem Depp, der seine Drohne über das Geschehen fliegen liess… und das obwohl es eigentlich eine Etikette gäbe. Aber wir Menschen verhalten wohl wie rücksichtslose Idioten, wenn wir in einer Masse anzutreffen sind. Leider waren wir ebenfalls doof genug um uns das Ganze mit ansehen zu gehen. Was für einen Reinfall.

Almosengang in Muang Ngoi

Almosengang in Muang Ngoi

Womit man sich in Kambodscha unserer Meinung nach auseinandersetzen sollte, neben den schönen Stränden im Süden und dem relaxten Kardamom Gebirge im Westen, ist die Geschichte der Khmer Rouge. Ein ganz dunkles Kapitel im Kambodscha der siebziger Jahre. Der Anführer Pol Pot und seine Anhänger strebten eine soziale Revolution an, wollten und alles «Alte» zerstören. Während dieser Zeit wurde einer der schlimmsten Genozide verursacht, der ungefähr einen Viertel der Gesamtbevölkerung auslöschte.  Noch trauriger ist, dass die Nachwehen noch immer wirken. Noch heute sterben oder verletzen sich pro Jahr hunderte von Menschen aufgrund von Blindgängern; Landminen werden zwar nach und nach aufgedeckt und detoniert, doch es wird noch Jahre dauern bis die Menschen sorglos abseits der Strassen gehen können.

Ähnlich vermint und zerbombt wurde auch Laos, jedoch nicht durch einen Bürgerkrieg, sondern von den Amerikanern, als sie sich in den Vietnamkrieg einmischten. Der Ho Chi Minh Pfad sollte vernichtet werden. Er stellte die Versorgung von Nord bis Südvietnam sicher und führte teilweise auch durch kambodschanisches und laotisches Gebiet. Während neun Jahren wurden zweieinhalb Millionen Tonnen Bomben allein auf Laos abgelassen. Die grossen Bomben enthielten «Bombies», in der Grösse eines Tennisballs. Davon sind ca. 30% nicht detoniert und werden immer wieder von Kindern als Spielzeug verwechselt.

Das COPE Visitor Center in Vientiane stellt Prothesen und Gehhilfen her, welche den Minenopfern gratis abgegeben werden

Das COPE Visitor Center in Vientiane stellt Prothesen und Gehhilfen her, welche den Minenopfern gratis abgegeben werden

Was uns sehr schön in Erinnerung bleibt, ist dass sich die Südostasiaten nach vorne richten. Sie verspüren keinen Hass gegenüber den Nationen oder Subgruppierungen, welche ihnen vor Jahrzehnten Gewalt gebracht haben. Sie sehen ein, dass die Generation von heute nicht die Schuld trägt. Natürlich wissen wir nicht, ob jeder diese Meinung teilt, hoffen es aber.

Und noch zwei kleine Videos mit unserern Impressionen

Kambodscha

Laos

Hello, pineapple?

Nach einigen Stunden im Flugzeug landen wir in einer ganz anderen Welt. Die erwartete Hitze bleibt vorerst aus. In Nordvietnam ist es nämlich auch eher kühl und wir sind froh haben wir eine Jacke dabei. Die kurzen Hosen müssen im Rucksack noch ein paar Tage auf ihren Einsatz warten. Nichtsdestotrotz geniessen wir es im Hotelzimmer zu schlafen und nicht selber kochen zu müssen. Das Essen ist nämlich unglaublich günstig und lecker und die Abwechslung tut gut.

Beim Essen fehlt es nie an vielen frischen Kräutern

Beim Essen fehlt es nie an vielen frischen Kräutern

Strassenverkehrstechnisch haben wir ja auch schon einiges erlebt, aber das Überqueren einer Strasse in Hanoi war doch ziemlich abenteuerlich. Wann genau der beste Zeitpunkt ist um an die andere Seite zu gelangen, war bis zum Schluss nicht ganz klar. Auf jeden Fall kann man einfach mal loslaufen und die ganzen Scooter und Autos fahren dann um einen drum herum. Einfach nach der Devise, nie stehen bleiben und schon gar nicht rückwärtsgehen.

Anfangs glaubt man es nicht, aber es ist möglich so eine Strasse zu überqueren

Anfangs glaubt man es nicht, aber es ist möglich so eine Strasse zu überqueren

Auch die Restaurantkultur ist etwas seltsam anzuschauen. Am liebsten sitzen die Vietnamesen nämlich auf kleinen Plastikstühlen an kleinen Plastiktischen. Bei Nichtgebrauch lässt sich das ganze Restaurant Mobiliar praktisch zu einem kleinen Stapel zusammenstellen. Auch der kleinste Laden hat somit immer ein paar Tische bereit. Für uns war es trotzdem ungewohnt mit den Knien im Gesicht eine Mahlzeit einzunehmen.

Streetfood in Hanoi. Die Grösse der Stühle ist gewöhnungsbedürftig

Streetfood in Hanoi. Die Grösse der Stühle ist gewöhnungsbedürftig

Der Norden besteht zum Teil aus imposantem Karstgebirge, wie zum Beispiel die bekannte Halong Bucht. Da waren wir natürlich und schafften es, die Touristenmassen einigermassen zu umgehen. Oder auch die «trockene» Halong Bay rund um Ninh Binh. Beides ist sehr schön anzusehen und hat uns super Wanderungen und Bootstouren beschert.

In der Halong Bucht

In der Halong Bucht

Damit wir nicht aus der Übung kommen, haben wir auch mal ein Fahrrad gemietet. Mit einem Eingänger unterwegs zu sein, ist doch nochmal etwas anderes. Auch auf den Scooter haben wir uns ein paar Mal gewagt. Meist jedoch nur etwas ausserhalb der Städte und so wenig wie möglich auf den grossen Strassen. Nachdem wir bei einer Tour zwei Vietnamesen kennen lernten, waren wir sogar zu viert auf zwei Rollern unterwegs. Diese beiden führten uns an eine Tankstelle, welche dummerweise mitten in Ninh Binh lag. Da jeder hier so ein bisschen fährt, wie es ihm gerade passt (dieses Gefühl haben wir jedenfalls, Verkehrsregeln sind optional), hat diese Situation ein wenig Stress ausgelöst. Nicht nur, weil die Tankanzeige auf Rot stand. Unter anderem auch weil es langsam dunkel wurde und es natürlich auch noch zu Regnen angefangen hat. Und wie könnte es auch anders sein, die beiden fuhren nach der Tankstelle in eine komplett andere Richtung als wir. Auf uns alleine gestellt, überquerten wir in einer Kamikaze Aktion eine Kreuzung, was wir sogar ohne Hupkonzert überstanden haben. Unsere Helme hatten natürlich keine Visiere, jeder Brillenträger kann sich wohl vorstellen was jetzt kommt. Durch den Regen wurde die Brille von Tropfen nass und wegen der Dunkelheit war sehen unmöglich. Also ging es ohne Brille weiter. Was jetzt wirklich besser ist, sei dahingestellt. Jedenfalls sind wir dann doch irgendwie unbeschadet bei unserem Hotel angekommen.

Kleiner Veloausflug

Kleiner Veloausflug

Für die Vietnamesen war es jedenfalls witzig, mal mit Westlern unterwegs zu sein. So bekamen sie einen Einblick wie es ist, dauernd angesprochen zu werden. Meist heisst es nämlich nur, «Hello, Pineapple?» oder «Hello, buy something»

Die Zitadelle in Hue

Die Zitadelle in Hue

Nach einer Fahrt im Nachtzug Richtung Hue waren wir dann endlich so richtig an der Wärme. Aber nicht nur das, auch Touristen hatte es hier irgendwie überall oder besser gesagt noch viel mehr als im Norden. Da wir eh bald nach Kambodscha weiterreisen wollten, hat uns dies nicht so gestört. Wir haben die Zeit in Vietnam sehr genossen und sind gespannt, was die nächsten Wochen für Überraschungen mit sich bringen.

Und zu guter Letzt wie immer einen kleinen Video Zusammenschnitt.

Südostasien Teil 1
Im Land der streuenden Hunde

Früher, wenn ich an Griechenland dachte, dann dachte ich an endlose Sandstrände, tausende von Inseln, 3000 Jahre alte Ruinen, enge Gässchen die sich durch weiss-blaue Häuschen schlängeln und auf jeder Treppenstufe eine Katze, Moussaka & Feta, Olivenhaine und natürlich an Ouzo, welchen man an jeder Ecke angeboten kriegt.

Als wir die Grenze passierten, waren das einzige, das meiner Vorstellung entsprach die Olivenhaine. Ansonsten kriegten wir viele illegale Mülldeponien zu sehen, überteuerten Feta-Käse im Minimarket und aggressive, überdimensionale Wachhunde die Radfahrer NICHT mögen. Tatsächlich wurde Adeline gleich am ersten Tag von ca. 5 Hunden umringt und angebellt, kein so tolles Gefühl.

Die Hunde verziehen sich zum Glück wieder

Die Hunde verziehen sich zum Glück wieder

Zugegeben, bei Griechenland wars nicht Liebe auf den ersten Blick. Wir mussten einige Zeit hier verbringen, um die schönen Facetten dieses Landes schätzen zu lernen.

Man glaubt es kaum, aber die Griechen haben noch kürzere Ladenöffnungszeiten als die Schweizer. Montags, mittwochs und donnerstags sind die Läden nur bis ca. 14 Uhr geöffnet. Dienstags und freitags öffnen sie abends wieder so ab 17 Uhr. Sonntags herrscht ausser bei den Bäckereien und in Restaurants tote Hose. Hat man einen geregelten Tagesablauf, kann man vielleicht damit umgehen. Doch wir wussten teilweise nicht mal was wir gerade für einen Wochentag haben. Da waren wir halt auch schon gezwungen in Restaurants zu essen, weil wir nichts essbares mehr in unseren Taschen hatten. Bei den Sehenswürdigkeiten ist es auch ziemlich gewöhnungsbedürftig. Vieles schliesst um 15 Uhr. Auch hier kam es vor, dass wir vor verschlossenen Toren standen.

Montags wartet man vergebens vor den Eingangstüren zu den Ruinen des antiken Korinth

Montags wartet man vergebens vor den Eingangstüren zu den Ruinen des antiken Korinth

Die Route der Küste entlang war sagenhaft. Immer wieder gab es kürzere Anstiege die uns erlaubten, über menschenleere Buchten und prachtvolle Olivenbäume in die Gebirge zu blicken. Hie und da gab es nette Dörfer oder Ruinenstätte, in welchen wir uns noch zu Fuss verausgaben konnten. Wenn wir dann so verträumt bergauf und bergab fuhren, holten uns die kläffenden Hunde wieder zurück in die Realität. Oftmals war das Gebell einfach erschreckend aber der Hund zum Glück hinter Gitter. Es kam aber nicht selten vor, dass einer nicht angebunden war und uns nun als sein neues Spielzeug betrachtete. Viele Strategien gibt es, um die Hunde abzuwimmeln. Erst hatten wir einen Stock dabei. Von diesem trennten wir uns aber, denn wir wollten sie nicht noch aggressiver machen. Steine? Hatten wir auch, obwohl Adelines Treffsicherheit dem eines Toastbrots gleicht und auch sonst vielleicht nicht effektiv genug wäre. Wir sind gut gefahren mit der Strategie «Verlangsamen, absteigen, versuchen langsam daran vorbeizulaufen oder mit Wasser bespritzen». Viele denken sich, dass die streuenden Hunde lästig sind. Dies ist aber nicht der Fall. Die sind einfach teilweise anhänglich und nicht sehr appetitlich anzuschauen. Da sie aber kein Revier zu verteidigen haben, sind sie meistens harmlos. Den Fehler vom Füttern haben wir aber nur ein Mal gemacht. Dies lockt nur weitere Hunde an und endet in einem Hundekampf.

Diesen Hund haben wir dummerweise gefüttert...

Diesen Hund haben wir dummerweise gefüttert...

Am meisten beeindruckt haben uns wohl die antiken Ruinenstätten. Als wir im antiken Olympia oder in Athen auf der Akropolis standen und die Ruinen sahen, welche fast 3000 Jahre später immer noch zu Teilen stehen. Uns wurde gesagt, dass es in den USA ein exaktes Abbild des Athener Pantheons gibt. Dieses wurde 1897 mit Hilfe von Maschinen gebaut. Die Arbeiten haben länger gedauert als der Bau des Originals. Naja, damals waren zwar die Hilfsmittel begrenzt, doch man hatte Zeit, Geld und Sklaven.

Das Pantheon auf der Akropolis von Athen

Das Pantheon auf der Akropolis von Athen

Immer wieder fuhren wir an abgebrochene Bauprojekten vorbei. Mal waren es Autobahnen, mal Zugstrecken. Sah alles neu aus aber schon wieder von Unkraut überwachsen. Vielerorts wurden Projekte aufgrund von Geldkürzungen eingestellt. In Athen fiel uns die hohe Arbeitslosigkeit und die schlechte Wirtschaftslage am meisten auf. Es gibt viele, die auch in den kühlen Winternächten in der Gasse schlafen müssen. Die Arbeitslosenquote der jüngeren Leute zwischen 30 und 40 Jahren liegt bei etwa 35%. Viele halten sich dank dem Ersparten der Eltern über Wasser. Wer es sich leisten kann und eine gute Ausbildung hat, der sucht sich in einem anderen EU-Staat einen Job.

Angefangenes Stück Strasse

Angefangenes Stück Strasse

Am 29. November erreichen wir Athen. Unser Ziel, welches wir seit dem Nordkap vor Augen haben. Wir haben Glück, das Wetter macht mit und wir finden einen Hügel, von welchem wir eine tolle Aussicht auf die Akropolis haben. Einige Tage verbringen wir da, bevor wir auf die Insel Evia fahren, in die Ferienunterkunft von James. Wir haben uns entschlossen, ein paar Tage fix an einem Ort zu bleiben. Dort war für einmal wieder unsere verkümmerte Oberkörpermuskulatur gefragt. Wir halfen James im Garten sowie beim Malen und anderer kleineren Hausarbeiten. 

Chrampfe, büetze, bügle...chli Stoub uf dr Lunge u so

Chrampfe, büetze, bügle...chli Stoub uf dr Lunge u so

Netterweise hat er angeboten, dass wir unsere Räder bei ihm lassen können. Zwar hat er sich oft über das Eigengewicht dieser lustig gemacht und gemeint, dass diese wohl niemand stehlen würde, er müsse die Diebe wohl noch bezahlen um sie mitzunehmen. Naja, wir mögen unsere Velos trotz Übergewicht! Jedenfalls kam uns dies sehr entgegen, denn mittlerweile haben sich unsere Winterpläne konkretisiert.

Ein paar Tage machen wir noch einen Roadtrip über die peloponnesische Halbinsel, bevor wir zurück in die Schweiz fliegen. Ja, wir haben uns entschlossen, über die Feiertage einen Überraschungsbesuch bei unseren Freunden und Familie zu machen. Die Überraschung ist gelungen, es hat extrem Spass gemacht ein bisschen Heimat zu riechen.

Das Theater von Epidaurus

Das Theater von Epidaurus

Nun folgt ein kleiner Unterbruch vom Radfahren bis ca. Ende März. Wir fliegen nach Südostasien und Sri Lanka um nach der kalten Schweiz wieder etwas Sonne und Wärme zu tanken.

Bis bald!

Adeline VoleryComment