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Indochina Teil 2

Wer hätte gedacht, dass wir sogar so weit weg von zuhause auch noch Besuch kriegen aus der Schweiz? Eveline, unsere Freundin aus Bern, holen wir am Flughafen von Siem Reap ab. Von hier fahren wir zu den atemberaubenden Tempelanlagen von Angkor. Wir brauchen zwei Tage um alles besichtigen zu können, trotz privatem Tuktuk Fahrer. Es ist sehr weitläufig und heiss, sehr heiss. Der Tempelkomplex von Angkor Wat ist der Grösste von allen und deswegen auch am beliebtesten. Bei uns hat er einen etwas faden Geschmack hinterlassen, nämlich aus folgendem Grund: wir sind am zweiten Tag mega früh aufgestanden um den Sonnenaufgang zu sehen. Als wir ankommen treffen wir auf Scharen von Touristen, die die selbe Idee hatten. Der ganze Zauber ist damit etwas verflogen. Stattdessen finden wir’s amüsant wie hunderte von Menschen vor diesem kleinen Teich stehen, in welchem sich der Tempel reflektiert und das perfekte Foto schiessen wollen. Bei den anderen Tempeln haben sich die Touristenmassen etwas besser verteilt (ausser beim Sonnenuntergang, da war wieder ähnlich viel los…)

Angkor Wat

Angkor Wat

Allgemein geht es in Kambodscha einen Tick weniger geschäftig, sprich auch ruhiger zu als in Vietnam. Laos toppt es noch mal. Hier scheinen sich die Händler gar nicht so sehr zu interessieren was zu verkaufen. Das finden wir ziemlich entspannt. Dafür meinen sie es gut mit den Preisen für Eintritte oder Aktivitäten. Die haben wohl bemerkt, dass sich mit Tourismus viel Kohle machen lässt und «heuschen» teilweise Beträge, die sogar für Europäer etwas grenzwertig sind. Die Entwicklung ist extrem, denn wahrscheinlich haben sich die Preise in den letzten drei bis vier Jahren um einen Drittel erhöht. Trotzdem lassen wir uns den Spass nicht nehmen: Wir verzichten lieber mal auf etwas, was uns weniger interessiert und lassen die Scheine da springen, wo wir Lust drauf haben. Man muss schliesslich nicht alle Touristen-Highlights gesehen haben. 

Ein typischer Busbahnhof in Laos. Als Tourist wird man in Ruhe gelassen

Ein typischer Busbahnhof in Laos. Als Tourist wird man in Ruhe gelassen

Apropos Tourismus Highlight. In Laos waren wir ein paar Tage am gemütlichen Nam Ou Fluss in einem kleinen Dorf namens Muang Ngoi, welches praktisch nur per Boot zu erreichen ist. Die Mönche, die dem nahen Tempel beiwohnen gehen jeden Morgen früh die Strasse runter, die quer durch das Dorf verläuft, um Almosen in Form von Reis zu sammeln. Sobald man die Trommel hört, gehen die Dorfbewohner an den Strassenrand, knien sich vor die Mönche und geben eine Handvoll Reis in ihre Almosenschale.  Dieser Prozession zuzusehen war etwas ganz Besonderes.
Zurück in Luang Prabang informieren wir uns, was man hier denn so anstellen kann. Als Highlight wird überall der Almosengang erwähnt. Wir ahnen zwar schon, dass dies nicht so intim sein wird wie in Muang Ngoi, doch was wir hier erlebten, machte uns beide sprachlos. Die Scharen von Touristen, die mit ihren Kameras den Mönchen ins Gesicht blitzten. Die Reisverkäufer, die Profit machten, indem sie den Touristen ebenfalls die Möglichkeit boten zu spenden. Der überschüssige Reis, der von den Mönchen aus den bereits vollen Schalen in den Abfalleimer geschmissen wurde. Dies alles noch getoppt von einem Depp, der seine Drohne über das Geschehen fliegen liess… und das obwohl es eigentlich eine Etikette gäbe. Aber wir Menschen verhalten wohl wie rücksichtslose Idioten, wenn wir in einer Masse anzutreffen sind. Leider waren wir ebenfalls doof genug um uns das Ganze mit ansehen zu gehen. Was für einen Reinfall.

Almosengang in Muang Ngoi

Almosengang in Muang Ngoi

Womit man sich in Kambodscha unserer Meinung nach auseinandersetzen sollte, neben den schönen Stränden im Süden und dem relaxten Kardamom Gebirge im Westen, ist die Geschichte der Khmer Rouge. Ein ganz dunkles Kapitel im Kambodscha der siebziger Jahre. Der Anführer Pol Pot und seine Anhänger strebten eine soziale Revolution an, wollten und alles «Alte» zerstören. Während dieser Zeit wurde einer der schlimmsten Genozide verursacht, der ungefähr einen Viertel der Gesamtbevölkerung auslöschte.  Noch trauriger ist, dass die Nachwehen noch immer wirken. Noch heute sterben oder verletzen sich pro Jahr hunderte von Menschen aufgrund von Blindgängern; Landminen werden zwar nach und nach aufgedeckt und detoniert, doch es wird noch Jahre dauern bis die Menschen sorglos abseits der Strassen gehen können.

Ähnlich vermint und zerbombt wurde auch Laos, jedoch nicht durch einen Bürgerkrieg, sondern von den Amerikanern, als sie sich in den Vietnamkrieg einmischten. Der Ho Chi Minh Pfad sollte vernichtet werden. Er stellte die Versorgung von Nord bis Südvietnam sicher und führte teilweise auch durch kambodschanisches und laotisches Gebiet. Während neun Jahren wurden zweieinhalb Millionen Tonnen Bomben allein auf Laos abgelassen. Die grossen Bomben enthielten «Bombies», in der Grösse eines Tennisballs. Davon sind ca. 30% nicht detoniert und werden immer wieder von Kindern als Spielzeug verwechselt.

Das COPE Visitor Center in Vientiane stellt Prothesen und Gehhilfen her, welche den Minenopfern gratis abgegeben werden

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Was uns sehr schön in Erinnerung bleibt, ist dass sich die Südostasiaten nach vorne richten. Sie verspüren keinen Hass gegenüber den Nationen oder Subgruppierungen, welche ihnen vor Jahrzehnten Gewalt gebracht haben. Sie sehen ein, dass die Generation von heute nicht die Schuld trägt. Natürlich wissen wir nicht, ob jeder diese Meinung teilt, hoffen es aber.

Und noch zwei kleine Videos mit unserern Impressionen

Kambodscha

Laos