Kommt ihr wieder zurück?

«Mein Name ist Ciprian, ich bin 19 Jahre alt und wohne in Elisabethstadt in Rumänien. Grossgeworden bin ich bei meinen Grosseltern, meine Eltern wohnen schon lange in Schweden. Wenn ich mit der Schule fertig bin, will ich nach Deutschland Informatik studieren. Ich erhoffe mir dort ein besseres Leben. Freiwillig zurück kommen, nein Danke.»

Solche oder ähnliche Geschichten haben wir oft gehört. In nahezu perfektem Englisch versteht sich. Viele wollen weg, lieber früher als später. Es gibt kaum Arbeit und wenn dann für einen Lohn von 300-400€.  Dies reicht auch hier nicht allzu weit, vor allem wenn man keine Verwandte im Ausland hat, die ab und zu Geld senden. Die Nahrungsmittel kosten ähnlich viel wie in Deutschland, importierte Markenprodukte oder Benzin ebenfalls. Rumänien gehört nach Syrien zu den Ländern mit der grössten Auswanderungsrate. Von ehemals 20 Millionen Einwohnern wohnen 5 Millionen im Ausland.

Viele sind noch mit Ross und Karren unterwegs

Viele sind noch mit Ross und Karren unterwegs

Stellt euch vor, in der Schweiz würde es ähnlich laufen. Wie schlimm müsste die Situation sein, bis ihr euch entscheidet, der Schweiz für immer und ewig den Rücken zu kehren? Die übrig gebliebenen Freunde und Familienmitglieder zu verlassen, und dies ohne mit der Wimper zu zucken?

Für uns als Touristen war längst nicht alles schlecht, also eigentlich war sogar alles super. Hier gab es doch noch ein paar Sachen, welche wir noch nicht zu oft gesehen haben. Die kleinen Supermärkte in den Dörfern sind zum Beispiel fast immer auch Cafes oder Bars. Draussen an den Tischen sitzen mit ein paar Ausnahmen ausschliesslich Männer. Dresscode: Oben ohne. Wir fragen uns, wo denn all die Frauen sind? Vielleicht verstecken sie sich zu Hause vor dem ganzen Schweissgeruch, wer weiss.

In Rumänien ist es zum ersten Mal vorgekommen, dass uns die Bewohner vor sich selber warnen. Wir sollen immer schön auf unsere Sachen aufpassen und niemanden vertrauen. Woher diese Angst wohl kommt? Wir haben uns bis jetzt in Osteuropa immer sicher gefühlt. Auch hier ist es nicht anders. Nur einmal werden wir angebettelt und dies mitten in einer Touristenstadt. Definitiv nichts Ungewöhnliches. Ich meine, wer schafft es einen ganzen Tag durch Bern zu laufen ohne einmal angepumpt zu werden?

Was uns auch aufgefallen ist, praktisch jedes Dorf hat eine eigene Storchenfamilie. Auf den Stromleitungsmasten sind extra grosse Körbe angebracht, auf denen die Störche ihr Nest bauen können. Schön für uns, denn manchmal können wir einen Blick auf die kleinen flauschigen Baby-Störche werfen. Die Störche scheinen sich hier jedenfalls wohl zu fühlen, sie kehren nämlich immer wieder zurück…

Eine der vielen Storchenfamilien

Eine der vielen Storchenfamilien

Schaltet noch nicht aus, es folgen noch ein paar Bilder und ein Video

Rumänien, wir müssen reden

Als keine Vorwarnung für zart besaitete, in diesem Bericht geht’s um Roadkill, plump übersetzt um Tiere welche überfahren wurden und am Strassenrand/auf der Strasse liegen.

Das einzige überfahrene Tier, an welches ich mich noch gut erinnern kann, ist eine Katze. Diese sah ich über mehrere Tage immer wieder, nämlich auf dem Schulweg nach Gurmels. Eines morgens war sie plötzlich da, noch ganz frisch. Am nächsten Tag war sie tiefgefroren, am übernächsten wieder halb aufgetaut. Und so weiter, bis sie dann endlich mal jemand weggeräumt hat. Das war so zirka 2001. Seitdem sind viele Jahre vergangen und viele tote Tiere hinzugekommen. Von ganz kleinen, wie Raupen oder Schlagen über Mäuse, Marder, Biber zu den grösseren wie Katzen, Hunde, Wildschweine und Stachelschweine. Das grösste bisher war ein Moose (sowas wie ein Elch) in Alaska. Das war mitten in der Wildnis. Kein Wunder hat dies niemand weggeräumt. Wozu auch?

Meistens werden die Tiere zuerst durch den Geruch angekündigt. Dieser ist ganz unverkennbar. Einmal gerochen, nie mehr vergessen. Besonders intensiv wars beim Stinktier. Hier wars schon ziemlich lange vorher klar, dass da was kommt. Hinter der nächsten Kurve wars dann soweit. Wir versuchten unseren Atem anzuhalten, so lange es ging. Und dann wars zum Glück auch schon wieder vorbei. Aber ich schweife ab. Wir sind jetzt in Rumänien und da gibt es meines Wissens keine Moose und auch keine Stinktiere. Normalerweise liegen hier Katzen oder Hunde rum, das übliche halt. Aber neulich lag doch da wirklich ein Pferd im Strassengraben. Ein Pferd!!! Ich meine, klar, dass kann hier schon mal passieren. Es sind relativ viele Leute mit Pferd und Wagen unterwegs. Aber trotzdem. WTF??? Es sah nämlich auch nicht so aus, als wäre es erst ein paar Stunden dort. Eher ein paar Tage oder sogar Wochen. Und es war auch nicht irgendwo im nirgendwo, sondern mitten in einem grösseren Dorf. Klar, ich verstehe, dass so ein Pferd nicht gerade ein Leichtgewicht ist, aber irgendjemand wird doch wohl einen Baukran oder was Ähnliches rumstehen haben um das arme Tier wegräumen zu können. In der Schweiz wäre so etwas nicht passiert. Da wird immer gleich alles weggeräumt, bis auf die Katze anno 2001.

Auf den fotografischen Beweis haben wir aus Pietätsgründen verzichtet. Und glaubt mir, es reicht, dass dieses Bild in unseren Köpfen eingebrannt ist:

Diese Kuh könnte überfahren worden sein, muss aber nicht

Diese Kuh könnte überfahren worden sein, muss aber nicht

Übrigens: falls dich ein Thema besonders interessiert, dann darfst du dies gerne in den Kommentaren oder via Kontaktformular mitteilen. Wir nehmen uns gerne die Zeit, ein paar Zeilen dazu zu schreiben!

Unbeliebtes Reiseziel am Rande Europas

Dieses Mal gehen wir es so richtig langsam an, das haben wir uns ganz fest vorgenommen. Deshalb fahren wir mit dem Zug von Sofia bis Bukarest. Das klappt eigentlich ganz gut, ausser dass sich die Frau am Schalter in Bulgarien und der Ticketkontrolleur von Rumänien nicht ganz einig sind über die Tickets für die Velos. Die Frau meint nämlich, der Fahrradtransport sei gratis, der Mann sieht das anders. Gemäss ihm müssen wir eins kaufen und zwar in rumänischen Lei, nicht in bulgarischen Leu. Nach langem hin und her bezahlen wir dann doch, aber erst müssen wir noch in die nächste Wechselstube rennen... Zum Glück fährt der Zug noch nicht ab. Wir kriegen sogar ein Ticket, also wars vermutlich einigermassen offiziell und nicht für die eigene Tasche, wie wir erst vermutet hatten.

Ankunft am Bahnhof Bukarest

Ankunft am Bahnhof Bukarest

Nach ein paar Tagen Sightseeing in Bukarest und dem Besuch im Unispital ist jetzt klar, dem Knie geht’s wieder gut. Also entscheiden wir uns in Richtung Moldau (oder Moldawien) loszuziehen. Zuerst nur mal ein paar Kilometer durch die Stadt bis zum nächsten Bahnhof. Dieser ist nur knapp 20 km entfernt. Bis dahin sieht das ganze Vorhaben recht vielversprechend aus. Das Knie macht jedenfalls mit. Nur der Bahnhof ist etwas ungewohnt. Die Perrons sind nämlich nicht angeschrieben, obwohl es mindestens sechs Geleise hat. Auch eine Rampe oder ein Aufzug sind weit und breit nicht zu sehen. Wir hieven die Velos zu zweit aufs Perron und erwischen dann doch den richtigen Zug.

Das zweitgrösste Amtsgebäude der Welt - nach dem Pentagon - wurde während dem Kommunismus errichtet

Das zweitgrösste Amtsgebäude der Welt - nach dem Pentagon - wurde während dem Kommunismus errichtet

Am anderen Ende von Rumänien angekommen, erwartet uns unser Host Ciprian. Er freut sich sehr, endlich wieder mal auf dem Rad zu sitzen und das sogar mit Gesellschaft. Am nächsten Tag zeigt er uns die Stadt und fährt mit uns bis in den nächsten Ort. Leider war er etwas übermotiviert. Allein die Stadtrundfahrt umfasste fast 20 Kilometer. Am Ende des Tages waren wir schon bei über 50 km, was doch etwas zu viel war. Wieso habe ich nicht nein gesagt, ärgert sich Sandra später. Aber im Nachhinein ist man oder frau halt immer schlauer. Im Laufe des nächsten Tages kommts wie es kommen muss, die Schmerzen sind zurück und an ein Weiterfahren ist nicht mehr zu denken. Nur mit dem Problem, dass es hier keinen Zug gibt und die Busse zu klein sind um unsere Räder mitzunehmen. Wohl oder übel fahren wir weiter. Adeline hat sich anerboten einen Teil des Gepäcks zu transportieren. So geht’s einigermassen. Wir schaffen es jedenfalls noch bis über die Grenze nach Rosu in Moldau. Zum Glück, den am nächsten Tag ist Adelines Geburtstag. An diesem Tag wollten wir einen Ruhetag einlegen. Costia, unser neuer Host, hilft mit etwas auszuhecken. Anja, eine ehemalige Volontärin, backt einen Kuchen als Überraschung. Auf die Frage von Adeline ob sie am backen sei, antwortet sie ganz schlagfertig mit einem klaren «ja» und die Sache wird nicht weiter hinterfragt. Also ists dann tatsächlich eine kleine Überraschung als Sandra mit Kerzen auf dem Kuchen auftaucht und wir alle gemeinsam singen.

Noch mehr beladen als sonst...

Noch mehr beladen als sonst...

Bis in die Hauptstadt nach Kischinau sind es von hier immer noch etwa 160 km. Mit dem Fahrrad wird das nichts. Im Bus mitnehmen wird vermutlich auch schwierig. So entscheiden wir uns den Bus zu nehmen und die Räder hier zu lassen. Die Hauptstadt ist schnell besichtigt, also wagen wir einen Ausflug zum vielversprechenden autonomen, aber nirgendwo anerkannten «Land» Transnistrien. Mit dem Bus dauert die Fahrt auch nicht lange, nur knappe zwei Stunden. Am Grenzposten werden wir angehalten und es gibt ein «Visum» in den Pass. Dieses besteht aus einem Blatt Papier auf welchem die Gültigkeit gedruckt ist. Das wars auch schon. Für uns irgendwie interessant, für die Leute welche die Busfahrt öfters machen, wohl eher mühsam. In Tiraspol angekommen, machen wir uns auf Erkundungstour durch die noch sehr kommunistisch wirkende Stadt. Da Sonntag ist, ist nichts los, aber auch gar nichts. Nirgendwo sehen wir ein Cafe oder eine Beiz welche zum Verweilen eingeladen hätte. Zum Glück stand da ja was im Lonely Planet. Dieses Restaurant ist sogar offen und zum Zmittag gibt’s Borschtsch nach ukrainischer Art. Irgendwo sehen wir dann noch eine Leninstatue und haufenweise Plattenbauten. Und schon ists vorbei mit dem ganzen Zauber. Da der Tag noch jung ist, fahren wir mit dem Linienbus ins Nachbardorf Bender, da gibt es immerhin ein sehenswertes Fort. So war der Ausflug doch nicht ganz für die Katz.

Die Burg von Bender in Transnistrien

Die Burg von Bender in Transnistrien

Moldau ist auch bekannt für seinen Wein. Wir lassen es uns nicht nehmen an einer Führung mit Degustation teilzunehmen. Mit Elektrozügli geht’s ab in den Untergrund. Der Keller befindet sich nämlich in einer ehemaligen Kalksteinmine. Die unterirdischen Strassen sind ganze 120 km lang. Schon ziemlich eindrücklich. Auf der Tour lernen wir Jamie kennen. Er macht uns das Angebot, ihn nach Orheiul Vechi zu begleiten. Er ist nämlich mit dem Taxi da. Diesen Vorschlag können wir fast nicht abschlagen. Sonst hätten wir nämlich eine ziemliche Sehenswürdigkeit verpasst. Die Klosteranlage ist schön gelegen und ziemlich ab vom Schuss. Hierhin zufahren hat sich definitiv gelohnt! Zurück in Kischinau gibt’s das obligate Gestürm mit dem Taxichauffeur wegen des Preises. Jamie hat diesen leider nicht vorgängig mit ihm festgelegt. Jetzt will der Fahrer plötzlich 100 € haben. Die Frau des Hotels wird jetzt auch sauer. Schlussendlich einigen sie sich auf 75 €. Immerhin. Wir beteiligen uns natürlich auch, schliesslich haben wir uns auch von der Taxifahrt profitieren können.

In Orheiul Vechi

In Orheiul Vechi

Schlussendlich schaffen wirs gerade noch so auf den letzten Bus nach Rosu. Sandra hat nämlich nochmals eine weitere Pause vom Arzt verordnet bekommen, dieses Mal drei Wochen. Zwei davon verbringen wir bei Costia und helfen ihm in seinem Permakultur Garten. So lernen wir wenigstens noch etwas, wenn wir schon nicht aufs Rad dürfen. Die zwei Wochen gehen zu schnell vorbei. In dieser Zeit haben wir viel über das Leben Moldawien gelernt, die Katze Lisa hat Nachwuchs gekriegt und die Kirschen sind reif geworden. Davon nehmen wir uns noch eine grosse Flasche voll mit.

Zeit für Plan B

Nach ursprünglichem «Plan» wären wir von Skopje als erstes in Richtung Serbien/Kosovo gefahren, aber manchmal kommt eben alles anders.

Schon am ersten Tag sind die Knieschmerzen von Sandra wieder zurück. So wird das nichts mit weiterfahren. Auf der Karte sehen wir, dass es in Kumanovo, nahe an der serbischen Grenze, ein grosses Krankenhaus gibt. Da radeln wir jetzt hin. Den richtigen Eingang zu finden stellt bereits die erste Herausforderung heraus. Irgendwo steht etwas von Orthopädie, das könnte vielleicht passen. Also gehe ich mal rein. Weit und breit ist niemand in Sicht. Das einzige was mir entgegen kommt, ist schwacher Zigarettenrauch. Eine Frau welche ich anzusprechen versuche, ignoriert mich gekonnt, bis ich aufgebe. Weiter vorne war doch noch etwas wie Emergency angeschrieben, erinnere ich mich. Ich versuche dort mein Glück. Die Frau am Empfang spricht kein Englisch. Naja, dass kann ich ihr wohl nicht verübeln. Ich zeige auf mein Knie und versuche zu erklären, dass ich Schmerzen habe. Ok, sie zeigt mir, dass ich ihr folgen soll. Sie bringt mich zu einer anderen Frau, welche auch kein Englisch kann. Dann sagen sie irgendwas von Documenti und Kopie und so weiter. Ich gebe ihnen mal meine Krankenkassenkarte und zeige auf die beiden, dass sie eine Kopie machen sollen. Ich habe nämlich ausnahmsweise kein Kopiergerät dabei… Irgendwas machen sie jedenfalls mit der Karte. Etwas später kommt ein Mann dazu. Er kann auch kein Englisch. Da wird es mir langsam zu bunt und ich versuche zu erklären, dass ich jetzt wieder gehe. Aber er macht eine beschwichtigende Handbewegung und sagt, «wait, wait». Dann warte ich jetzt mal. Es taucht tatsächlich ein Arzt auf und zu meiner Erleichterung spricht er sogar ein bisschen Englisch! Nicht das man den anderen einen Vorwurf machen kann. Bei uns sieht es vermutlich nicht viel anders aus. Wie auch immer. Er macht mir klar, dass jetzt im Moment «no bicylce» angesagt sei. Für zwei Wochen. Ja genau, zwei Wochen!

Ein neuer Plan muss her. Wir finden heraus, dass wir in Bulgarien ziemlich günstig ein Auto mieten können, im Kosovo würde dies wohl etwas komplizierter ausfallen. Jetzt müssen wir nur noch irgendwie bis nach Bulgarien kommen. Wir fragen bei unserer Unterkunft mal nach ob sie denn wissen, ob wir die Velos mit dem Bus mitnehmen können oder ob es grosse Taxis gibt. Zum Glück ist Jackie, die Schwester aus den USA, hier. Die Besitzer der Unterkunft sprechen nämlich auch kaum Englisch. Sie übersetzt für uns und kurzerhand bieten sie uns an, uns mit den Fahrrädern nach Sofia zu fahren. Dieses Angebot können wir fast nicht ablehnen. Natürlich bezahlen wir etwas mehr für die Fahrt, aber der Bus hätte wohl auch nicht gerade wenig gekostet. An die ganzen Umtriebe mit dem Velo im Bus wollen wir gar nicht erst denken. Also organisiert uns der Typ von der Unterkunft extra eine Fahrradhalterung fürs Auto und so haben wir zu viert mit Gepäck genügend Platz. Bevor wir losfahren werden wir von Jackie noch ausdrücklich darauf hingewiesen das Bulgarien extrem (jaja, genau!) gefährlich sei und wir bitte mit ihr in Kontakt bleiben sollen, damit sie sich keine Sorgen machen muss.

Unser Taxi nach Sofia

Unser Taxi nach Sofia

Eine Woche lang sind wir jetzt mit dem Auto unterwegs. Eigentlich ist das gar nicht so schlecht, denn bei der Fahrt zum schwarzen Meer merken wir, dass die Strecke vermutlich nicht ganz ohne gewesen wäre und sich teilweise sogar mit dem Auto ziemlich in die Länge zieht.

In Plovdiv, der Kulturellen Hauptstadt für 2019 (habt ihr gewusst das es so was gibt?), werden wir mit traditionellem Tanz begrüsst. Es scheint als hätten sie extra für uns etwas organisiert. Wir schauen zu bis es Zeit wird für die Stadtführung. Dort treffen wir auf Julie und Adam aus Kanada, welche wir auch schon in Skopje gesehen haben. Was für ein Zufall! Darauf gehen wir gleich anstossen und zusammen Abendessen. Es fühlt sich fast ein bisschen an wie in den USA, als wir auch immer wieder die gleichen Leute getroffen haben und Reise-Freunde geworden sind.

In Plovdiv geht die Post ab

In Plovdiv geht die Post ab

Der nächste Stopp ist am Schwarzen Meer. Für uns eher das Tote Meer, also besser gesagt Tote Hose Meer. Touristen sind nämlich ausser uns noch keine da. Die Restaurants direkt am Meer sind auch noch alle geschlossen. An vielen Orten wird renoviert und alles für den Saisonstart bereit gemacht. Dieser ist anscheinend Mitte Mai. Als wir die Füsse im Meer baden, merken wir auch wieso das so ist. Das Wasser ist eisig kalt und reinzuspringen trauen wir uns beide nicht. Nach zwei Tagen nehmen wir Abschied vom Meer und fahren zurück in Richtung Sofia.

Mehr als die Füsse tauchen wir da nicht ein

Mehr als die Füsse tauchen wir da nicht ein

Auf dem einen Campingplatz unterwegs lernen wir zwei Radfahrer kennen. Die beiden waren fast bis nach Bulgarien auf dem Donauradweg unterwegs. Kaum vorstellbar für uns, da wir schon nach zwei Tagen auf dem Rheinradweg genug vom Fluss hatten. Jetzt merken wir aber erst recht, dass wir unsere Räder vermissen und es langsam Zeit wird für einen neuen Versuch in die Pedalen zu treten.

Soooo, nun wie immer zum Abschluss noch ein paar Bildli und ein Videöli

Auf den Stattel, fertig, los!

Griechenland kann manchmal schon ein lustiges Pflaster sein. Als wir unsere erste Unterkunft in Athen beziehen, mahnt uns die Frau doch bitte nicht im neu renovierten Zimmer zu rauchen. Selbstverständlich steht sie genau zu diesem Zeitpunkt mitten in unserem Zimmer und im Mund eine Zigarette, haha. Da wir eh nicht rauchen, haben wir weniger Probleme die Bitte einzuhalten als die Frau selbst.

Wir sind wieder da

Wir sind wieder da

Unsere Fahrräder haben den Winter mehr oder weniger unbeschadet im Schopf von unserem neuen Freund James überstanden. Er hat für uns dieses Mal leider nicht so viel Zeit, dafür kümmert sich seine Freundin Sandy super um uns. Sie macht uns Pizza und noch einen Kuchen, obwohl sie selbst am fasten ist. Fasten? Wieso denn, fragen wir uns. Sie klärt uns auf, dass bald Ostern ist und deshalb viele orthodoxe Christen fasten. Ostern ist wesentlich bedeutender als Weihnachten. In den Läden stellen wir fest, dass die Osterkerze ein beliebtes Geschenk ist. Jeder Laden hat nämlich welche, wirklich jeder. An die Kerzen sind jeweils kleine Geschenke angebracht. Teilweise eher in Form aufwändiger Verzierungen und bei anderen ganze Puppen, Spielautos oder was sonst gerade angesagt ist.

Dekorierte Osterkerzen

Dekorierte Osterkerzen

Die Osterzeremonie sei etwas ganz Besonderes werden wir aufgeklärt. Also gehen wir am Karfreitag zur Kirche um uns das genauer anzuschauen. Dort erwartet uns eine ungewohnte Situation. Die Kirche ist bis oben voll und die Predigt ist bereits in vollem Gange. Die meisten Leute bleiben aber nicht lange, wer nämlich keinen Sitzplatz ergattert hat, geht rein, wartet ein bisschen und geht dann nach vorne um die Ikone zu küssen und zündet noch eine Kerze an. Danach geht’s schon wieder nach draussen. Den ganzen Abend herrscht ein reges kommen und gehen. Als die Predigt dann endlich fertig ist, startet der eigentliche Event. Symbolisch wird das Kreuz von Jesus und noch ein paar andere Sachen durch das ganze Dorf getragen. Es fühlt sich an, als wären alle Dorfbewohner mit dabei. Als wir nach einer Stunde aber immer noch am laufen sind, haben wir langsam genug und gehen zurück ins Hotel. Was also am Schluss passiert bleibt für uns ungewiss.

"Osterumzug" am Karfreitag

"Osterumzug" am Karfreitag

Am nächsten Tag wäre in der Kirche nochmals ziemlich was los. Wir hatten aber einen anstrengenden Tag auf dem Rad und lassen es diesmal bleiben. Auch weil der ganze Spass erst gegen 23 Uhr los geht. Die Osterevents sind aber noch nicht vorbei. Am Ostersonntag wird traditionellerweise mit der ganzen Familie gegessen und als Hauptspezialität gibt’s das Osterlamm. Natürlich gehört dies dazu zum richtigen Ende der Fastenzeit. Schon als wir das Hotelgelände verlassen wird dort zünftig gegrillt. Kurz vor Thessaloniki dreht sich in so ziemlich jedem Garten ein Spiess. An einem Ort halten wir an und fragen ob wir Fotos machen dürfen. Kein Problem! Zum Foto gibt’s noch eine Gabel mit Spiesslifleisch – Souvlaki - und ein Bier in die Hand. Die älteren Herren sprechen aber leider kaum englisch. Doch bald sind die Jungen am Start und laden uns gleich richtig zum Mittagessen ein. So viel zu essen gibt es bei uns nicht mal an Weihnachten. Hier wird reingeschaufelt bis alle fast am Mittagstisch einschlafen vor lauter Völle. Ein gelungener Nachmittag war es auf jeden Fall und wir werden uns noch lange an die Gastfreundschaft der Griechen erinnern!

Das traditionelle Osterlamm ist schon bald fertig und wir sind eingeladen

Das traditionelle Osterlamm ist schon bald fertig und wir sind eingeladen

Ausser Ostern gibt’s aber auch noch eine andere Thematik, welche uns auf dem Weg begleitet. Je näher wir Nordgriechenland kommen, desto öfter werden wir darauf hingewiesen, dass das nördliche Nachbarland FYROM (Former Yugoslavian Republic of Macedonia) und nicht etwa Makedonia genannt wird. Dies sei nämlich auch der Name von der Region in Nordgriechenland. Wir versuchen natürlich stets die Fettnäpfchen auszulassen, und verwenden hier nur diesen Namen. Kaum über die Grenze zu FYROM sieht das Ganze aber wieder anders aus. Hier heisst es Makedonia und ja nicht FYROM! Schade das sich die beiden Länder nach nun mehr fast 30ig Jahren seit der Auflösung Ex-Jugoslawiens immer noch nicht über den Namen einig geworden sind…

Beim Begrüssungsschild steht nichts von FYROM

Beim Begrüssungsschild steht nichts von FYROM

An der Grenze werden unsere Fahrräder vom Zoll genau inspiziert, ob wir denn auch sicher seien, dass das ganze Zeug nur für den Eigengebrauch sei. Ja das sind wir! Obwohl wir auch manchmal froh wären etwas weniger Gepäck zu haben! Auf dem eigentlich noch geschlossenen Campingplatz am Dojran See werden wir von ein paar älteren Herren begrüsst, welche ein paar Tage ohne ihre Frauen dort verbringen. Wir sollen uns doch erst mal setzen und schon haben wir den ersten Rakija in der Hand und unterhalten uns mit Händen und Füssen auf Deutsch oder Englisch. So geht es noch eine Weile weiter, bis uns einer der Männer leckeren selber gefangenen Fisch kocht und wir Abendessen. Ein anderer holt dann auch noch seine Gitarre raus und vergnügt wird den ganzen Abend gesungen. Die Lieder sind aus Serbien, Kroatien, Slowenien und natürlich auch Mazedonien. Sie seien mit all diesen Ländern befreundet. Ist doch schön zu hören. Als sie fragen, wohin wir denn als nächstes wollen, sagen wir wahrheitsgemäss Kosovo. Ui, dass hätten wir wohl besser nicht... Denn die Leute dort seien die allerschlimmsten etc. Wir versuchen das Thema wieder in eine andere Richtung zu lenken. Dies ist aber gar nicht so einfach. Irgendwann gehen wir ins Bett und am nächsten Morgen holt uns einer der Männer noch eine Menge Bananen, Schoggibananen und Fanta für den Weg. Es liegt ihnen sehr am Herzen, dass wir Mazedonien in guter Erinnerung behalten. Das werden wir auf alle Fälle!

Die Begrüssung in Mazedonien könnte nicht besser sein

Die Begrüssung in Mazedonien könnte nicht besser sein

Auch die Natur hier ist wunderschön, dass obwohl wir uns für die weniger Höhenmeterlastige Strecke entschieden haben. Sandra hat nämlich ein Problem mit dem einen Knie und muss es jetzt etwas lockerer angehen. Wir schaffen’s jedenfalls doch noch irgendwie nach Skopije. Die Anfahrt in die Hauptstadt war zur Abwechslung ganz entspannt. Es gibt nämlich einen schönen Radweg dem Vardar Fluss entlang, der mitten ins Zentrum führt. Auf dem grossen Platz angekommen, treffen wir zufälligerweise auf einen anderen Tourenradler, einer der sich am Ende seines Trips befindet. Es fühle sich schon etwas seltsam an meint er, so nach zwei Jahren wieder nach Hause zu fahren. Für uns fühlt es sich auch noch etwas seltsam an, wieder auf dem Rad zu sitzen, aber irgendwie ist es doch als wären wir nie vom Sattel gestiegen.

Aufgepasst! Diesmal gibts sogar zwei kurze Videos zum Bericht. Also immer schön weiterscrollen...