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Auf den Stattel, fertig, los!

Griechenland kann manchmal schon ein lustiges Pflaster sein. Als wir unsere erste Unterkunft in Athen beziehen, mahnt uns die Frau doch bitte nicht im neu renovierten Zimmer zu rauchen. Selbstverständlich steht sie genau zu diesem Zeitpunkt mitten in unserem Zimmer und im Mund eine Zigarette, haha. Da wir eh nicht rauchen, haben wir weniger Probleme die Bitte einzuhalten als die Frau selbst.

Wir sind wieder da

Wir sind wieder da

Unsere Fahrräder haben den Winter mehr oder weniger unbeschadet im Schopf von unserem neuen Freund James überstanden. Er hat für uns dieses Mal leider nicht so viel Zeit, dafür kümmert sich seine Freundin Sandy super um uns. Sie macht uns Pizza und noch einen Kuchen, obwohl sie selbst am fasten ist. Fasten? Wieso denn, fragen wir uns. Sie klärt uns auf, dass bald Ostern ist und deshalb viele orthodoxe Christen fasten. Ostern ist wesentlich bedeutender als Weihnachten. In den Läden stellen wir fest, dass die Osterkerze ein beliebtes Geschenk ist. Jeder Laden hat nämlich welche, wirklich jeder. An die Kerzen sind jeweils kleine Geschenke angebracht. Teilweise eher in Form aufwändiger Verzierungen und bei anderen ganze Puppen, Spielautos oder was sonst gerade angesagt ist.

Dekorierte Osterkerzen

Dekorierte Osterkerzen

Die Osterzeremonie sei etwas ganz Besonderes werden wir aufgeklärt. Also gehen wir am Karfreitag zur Kirche um uns das genauer anzuschauen. Dort erwartet uns eine ungewohnte Situation. Die Kirche ist bis oben voll und die Predigt ist bereits in vollem Gange. Die meisten Leute bleiben aber nicht lange, wer nämlich keinen Sitzplatz ergattert hat, geht rein, wartet ein bisschen und geht dann nach vorne um die Ikone zu küssen und zündet noch eine Kerze an. Danach geht’s schon wieder nach draussen. Den ganzen Abend herrscht ein reges kommen und gehen. Als die Predigt dann endlich fertig ist, startet der eigentliche Event. Symbolisch wird das Kreuz von Jesus und noch ein paar andere Sachen durch das ganze Dorf getragen. Es fühlt sich an, als wären alle Dorfbewohner mit dabei. Als wir nach einer Stunde aber immer noch am laufen sind, haben wir langsam genug und gehen zurück ins Hotel. Was also am Schluss passiert bleibt für uns ungewiss.

"Osterumzug" am Karfreitag

"Osterumzug" am Karfreitag

Am nächsten Tag wäre in der Kirche nochmals ziemlich was los. Wir hatten aber einen anstrengenden Tag auf dem Rad und lassen es diesmal bleiben. Auch weil der ganze Spass erst gegen 23 Uhr los geht. Die Osterevents sind aber noch nicht vorbei. Am Ostersonntag wird traditionellerweise mit der ganzen Familie gegessen und als Hauptspezialität gibt’s das Osterlamm. Natürlich gehört dies dazu zum richtigen Ende der Fastenzeit. Schon als wir das Hotelgelände verlassen wird dort zünftig gegrillt. Kurz vor Thessaloniki dreht sich in so ziemlich jedem Garten ein Spiess. An einem Ort halten wir an und fragen ob wir Fotos machen dürfen. Kein Problem! Zum Foto gibt’s noch eine Gabel mit Spiesslifleisch – Souvlaki - und ein Bier in die Hand. Die älteren Herren sprechen aber leider kaum englisch. Doch bald sind die Jungen am Start und laden uns gleich richtig zum Mittagessen ein. So viel zu essen gibt es bei uns nicht mal an Weihnachten. Hier wird reingeschaufelt bis alle fast am Mittagstisch einschlafen vor lauter Völle. Ein gelungener Nachmittag war es auf jeden Fall und wir werden uns noch lange an die Gastfreundschaft der Griechen erinnern!

Das traditionelle Osterlamm ist schon bald fertig und wir sind eingeladen

Das traditionelle Osterlamm ist schon bald fertig und wir sind eingeladen

Ausser Ostern gibt’s aber auch noch eine andere Thematik, welche uns auf dem Weg begleitet. Je näher wir Nordgriechenland kommen, desto öfter werden wir darauf hingewiesen, dass das nördliche Nachbarland FYROM (Former Yugoslavian Republic of Macedonia) und nicht etwa Makedonia genannt wird. Dies sei nämlich auch der Name von der Region in Nordgriechenland. Wir versuchen natürlich stets die Fettnäpfchen auszulassen, und verwenden hier nur diesen Namen. Kaum über die Grenze zu FYROM sieht das Ganze aber wieder anders aus. Hier heisst es Makedonia und ja nicht FYROM! Schade das sich die beiden Länder nach nun mehr fast 30ig Jahren seit der Auflösung Ex-Jugoslawiens immer noch nicht über den Namen einig geworden sind…

Beim Begrüssungsschild steht nichts von FYROM

Beim Begrüssungsschild steht nichts von FYROM

An der Grenze werden unsere Fahrräder vom Zoll genau inspiziert, ob wir denn auch sicher seien, dass das ganze Zeug nur für den Eigengebrauch sei. Ja das sind wir! Obwohl wir auch manchmal froh wären etwas weniger Gepäck zu haben! Auf dem eigentlich noch geschlossenen Campingplatz am Dojran See werden wir von ein paar älteren Herren begrüsst, welche ein paar Tage ohne ihre Frauen dort verbringen. Wir sollen uns doch erst mal setzen und schon haben wir den ersten Rakija in der Hand und unterhalten uns mit Händen und Füssen auf Deutsch oder Englisch. So geht es noch eine Weile weiter, bis uns einer der Männer leckeren selber gefangenen Fisch kocht und wir Abendessen. Ein anderer holt dann auch noch seine Gitarre raus und vergnügt wird den ganzen Abend gesungen. Die Lieder sind aus Serbien, Kroatien, Slowenien und natürlich auch Mazedonien. Sie seien mit all diesen Ländern befreundet. Ist doch schön zu hören. Als sie fragen, wohin wir denn als nächstes wollen, sagen wir wahrheitsgemäss Kosovo. Ui, dass hätten wir wohl besser nicht... Denn die Leute dort seien die allerschlimmsten etc. Wir versuchen das Thema wieder in eine andere Richtung zu lenken. Dies ist aber gar nicht so einfach. Irgendwann gehen wir ins Bett und am nächsten Morgen holt uns einer der Männer noch eine Menge Bananen, Schoggibananen und Fanta für den Weg. Es liegt ihnen sehr am Herzen, dass wir Mazedonien in guter Erinnerung behalten. Das werden wir auf alle Fälle!

Die Begrüssung in Mazedonien könnte nicht besser sein

Die Begrüssung in Mazedonien könnte nicht besser sein

Auch die Natur hier ist wunderschön, dass obwohl wir uns für die weniger Höhenmeterlastige Strecke entschieden haben. Sandra hat nämlich ein Problem mit dem einen Knie und muss es jetzt etwas lockerer angehen. Wir schaffen’s jedenfalls doch noch irgendwie nach Skopije. Die Anfahrt in die Hauptstadt war zur Abwechslung ganz entspannt. Es gibt nämlich einen schönen Radweg dem Vardar Fluss entlang, der mitten ins Zentrum führt. Auf dem grossen Platz angekommen, treffen wir zufälligerweise auf einen anderen Tourenradler, einer der sich am Ende seines Trips befindet. Es fühle sich schon etwas seltsam an meint er, so nach zwei Jahren wieder nach Hause zu fahren. Für uns fühlt es sich auch noch etwas seltsam an, wieder auf dem Rad zu sitzen, aber irgendwie ist es doch als wären wir nie vom Sattel gestiegen.

Aufgepasst! Diesmal gibts sogar zwei kurze Videos zum Bericht. Also immer schön weiterscrollen...