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Die E-Bikes sind los!

Flussradwege ziehen viele Touristen an, so auch an der Elbe, dem Main und dem Rhein. Was auffällt ist, dass wir praktisch die einzigen sind, welche mit einem «normalen» Velo unterwegs sind. Am Mainradweg flitzen jede Menge E-Bikes an uns vorbei. Alle mit einer Ortlieb oder Vaude-Tasche ausgestattet. Die Bikes glänzen in der Sonne. Vermutlich wird am Samstag neuerdings das E-Bike gewaschen und nicht mehr das Auto. Es sind nicht nur ältere Semester so unterwegs, die E-Geschichte zieht sich durch alle Altersschichten. Wir sehen einmal sogar Kinder mit den unterstützten Bikes.

Ein bisschen eifersüchtig sind wir ehrlich gesagt manchmal schon, aber dann doch nur manchmal. Schliesslich ist hier alles mehr oder weniger flach und wo genau sollten wir den Akku denn auch aufladen? Naja, natürlich sind ein paar Städtchen und Dörfer auch hier sehr modern. So gibt es teilweise Ladestationen an welchen die ganzen Akkus eingesteckt werden können, während dessen kann man an der Eisdiele nebenan mal gemütlich einen «Dschelato» geniessen. Wieso auch nicht, der Bedarf scheint jedenfalls da zu sein.

Je näher wir an Frankfurt kommen, desto anders sieht die Welt aus. Hier sind E-Bikes eher eine Seltenheit und wir fühlen uns nicht mehr so alleine gelassen mit unseren Old School Rädern. Die Business Leute rasen ganz casual mit ihren «Stadtgöppeln» zum Arbeitsplatz, dies ganz ohne Antrieb. So geht’s also auch immer noch.

Business Leute mit dem Rad in Frankfurt

Business Leute mit dem Rad in Frankfurt

Woher diese merkbaren Unterschiede kommen, finden wir nicht heraus. Wir sind nur froh, dass es ausser uns noch ein paar andere gibt, welche ganz auf Muskelkraft setzen. Und den leeren Akku tanken wir lieber mit leckerem deutschem Brot als mit Strom.

Schaut euch noch unsere Bilder und das kurze Video an… bis bald!

Irgendwie ist hier alles anders

Wir können es uns an dieser Stelle nicht verkneifen, auch ein paar Vergleiche zwischen unserer letzten Radreise in Nordamerika und dieser hier zu machen.

Klar, die Spontanität der Amis ist einfach einzigartig. In Europa kommt es schon seltener vor, dass wir von wildfremden Leuten aus lauter Neugier angesprochen werden. Ausser in Schweden. Ähnlich wie in Italien spielt es hier keine Rolle ob wir die Sprache sprechen oder nicht. Hauptsache einfach mal weiter drauflos quasseln obwohl wir kein Wort verstehen. Mit Händen und Füssen klappt die Verständigung manchmal doch (oder auch nicht…). So kommt es dann auch mal vor, dass wir nur für einen Refill unserer Trinkflaschen auf dem Weg fragen und uns dann glatt angeboten wird, im Garten zu übernachten und mit den Gastgebern zu grillen.

Auch auf dem Campingplatz ist so einiges anders: von der Grösse der Wohnmobile mal ganz geschwiegen. Die Europäer gehen morgens in ihren kuscheligen Morgenmänteln (wussten gar nicht, dass man sowas noch kaufen kann) zu den Sanitätsräumen um ihre «Morgentoilette» zu erledigen. Und in Frankreich und Deutschland fahren die dann noch mit ihren E-Bikes bis dorthin. Allgemein, E-Bikes überall soweit das Auge reicht.

Im Fahrstuhl im Sint-Annatunnel, Antwerpen, warten wir mit unseren Bikes auf Licht am anderen Ende.

Die Campingplätze sind bis jetzt meistens teurer als noch in den USA, dafür gibt es in Skandinavien oft eine Küche. Weiter südlich konnten wir von Glück reden, wenn es überhaupt eine Sitzmöglichkeit gab. Eine Küche zu haben ist eine gute Sache, wenn man wie heute z.B. mal wieder eine Pizza essen möchte anstelle von Pasta, Reis, Bulgur whatsoever. Im Allgemeinen kochen wir bei auf dieser Reise eher gesünder als beim letzten Mal. Hier ist es bis jetzt einfacher an frisches Gemüse zu kommen und auch bei der Zubereitung geben wir uns mehr Mühe. «Gourmet on the Road» …

Verkehrsfreie Radwege führen uns durch die Dünen entlang der Küste Hollands.

Ein anderes Thema sind die Radwege. Das ist einer der Gründe, weshalb wir in Europa reisen wollten. Nordamerika war landschaftlich atemberaubend und wir sind extrem froh, haben wir den Pacific Coast Trail gemacht. Doch von einem Trail konnte man nicht wirklich reden. Meistens waren wir auf der «Shoulder», sozusagen dem Pannenstreifen des Highways unterwegs.

Radweg direkt am Meer - besser könnte es nicht sein.

Radweg direkt am Meer - besser könnte es nicht sein.

Wir konnten von Glück reden, wenn der Verkehr mal nicht allzu heftig war. In Kalifornien war der Trail etwas Radfahrerfreundlicher, aber da gibt es noch viel zu tun. In Europa sind wir bisher meistens entweder auf ganz separaten Radwegen, auf verkehrsarmen Nebenstrassen und ab und zu mal auf Hauptstrassen mit Velostreifen. Ganz extrem wurde es in Nordbelgien und den Niederlanden. Läck haben die da schöne Radwege.

Es fällt auf, dass das Radnetz im Norden sehr gut ausgebaut ist

Es fällt auf, dass das Radnetz im Norden sehr gut ausgebaut ist

P.S. wir danken auch ganz herzlich unseren Warmshowers-Hosts. Das ist eine tolle Sache, wenn man mit dem Rad unterwegs ist. Eine Art Couchsurfing für Radler: www.warmshowers.org

Jetzt geht’s los!

Am 8. Mai sollen wir also unser geliebtes zuhause verlassen. Der Abschied von Freunden und Familie fällt natürlich nicht leicht. Vor kurzem haben wir erst richtig realisiert, dass wir keinen Job und keinen Wohnsitz mehr haben werden. Es beginnt ein neuer Alltag.

Im ersten Moment kommt uns der Start vor wie eine kleine Velotour am Sonntagvormittag. Ein paar Kilometer pedalieren, damit wir am Nachmittag unser wohlverdientes Bierli ins Lago Lodge trinken gehen können. Doch diesmal ist es keine Rundtour. Wann, dann eher eine sehr grosse Runde.

Der Jura ist gemein, gleich am ersten Tag verlangt uns die Strecke schon viel ab. Trotzdem – der Jura ist und bleibt ein unheimlich schöner Fleck der Schweiz.

Ab Basel radeln wir erst dem Rhein auf der deutschen Seite entlang hoch bis nach Freiburg und wechseln dann ins Elsass, durch Colmar, Strassbourg und weiter bis nach Luxembourg. Danach geht es in Richtung Belgien. Wir besuchen auch da wunderschöne Flecken wie Dinant, Brügge oder Löwen. Brüssel würden wir eher nicht als wunderschön bezeichnen, dafür umso schöner, dass uns unsere Freundin Rahel übers Auffahrtwochenende besuchen kam.

Die Distanzen hier im Westen sind sehr klein zwischen den Ortschaften. Es gibt viel zu sehen und zu besuchen. Daher haben wir bisher eher kürzere Tagesdistanzen absolviert, damit wir Nachmittags jeweils noch etwas Sightseeing machen oder bei einer grösseren Stadt noch einen Zusatztag anhängen können. Wie sich das auf unsere Planung auswirkt werden wir noch sehen.

Bis Brüssel haben wir schon viel erlebt, sind tagtäglich etwas fitter geworden und haben nette Menschen kennengelernt. Sei es auf dem Land oder in der Grossstadt, bisher waren immer alle sehr freundlich zu uns und haben uns weitergeholfen, falls unser Bauchgefühl nicht der gleichen Meinung war wie das Navi.

Von «Viel Erfolg» über «Ihr seid aber mutig» und «Ig gloube nid dass dir das bis ans Nordkapp schaffend» haben wir auf alle Fälle schon alles gehört. Lassen wir uns überraschen ob der «Fährimaa vo Basel» recht behält oder ob wir Mitte Sommer unsere Füsse im kalten Meer beim Nordkapp baden!