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Kulturschock Nordosteuropa

Kaum über die Grenze zu Ungarn fahren wir auf einem schönen Veloweg. Es gibt wieder Campingplätze und Autofahrer bremsen für Fussgänger wie auch für Tiere; denn die Roadkills haben auch deutlich abgenommen. Während wir uns fragen wo wir hier gelandet sind, flitzen Rennradfahrer in schnittigen Lycra-Tenues an uns vorbei. Jedenfalls scheint Rad fahren hier wieder gross in Mode zu sein, was wir natürlich super finden.

Es gibt wieder relativ gut ausgebaute Radwege

Es gibt wieder relativ gut ausgebaute Radwege

In Ungarn übernachten wir bei so vielen Hosts wie schon lange nicht mehr. Nicht mal jede zweite Nacht verbringen wir auf dem Camping. Es freut uns auf so eine grosse Gastfreundschaft zu stossen.

Über Couchsurfing schreiben wir zwei Leute an welche in unterschiedlichen Orten wohnen. Es stellt sich aber heraus, dass sich die beiden kennen und zu dieser Zeit gemeinsam in der Ukraine sind. Also organisieren sie für uns einen anderen Host in einem anderen Dorf. So kommt es, dass wir bei Jonas und seinem Bruder landen. Die beiden Teenager erfreuen sich an unserem selbstgekochten Curry, dies sei doch viel besser als Cornflakes. Auch können sie sich nicht daran erinnern, jemals so viel Gemüse auf einmal gesehen zu haben. Umso besser wenn’s trotzdem schmeckt. Um den Abend etwas spassiger zu gestalten, spielen wir das altbekannte Trinkspiel «Meier», hierzulande «Meja». Nur dass unser Host nicht trinkt (temporär, wegen einer Wette), also muss eine andere Bestrafung her. Jeder, der verliert, muss ein Stück Chilischote essen. Eine scharfe Angelegenheit. Zur Abkühlung hat er immerhin noch etwas Joghurt und Brot bereit. Als die Chilischote endlich fertig gegessen ist, gehen die beiden Jungs ins Bett. Zehn Stunden Schlaf müssen es mindestens sein. Als wir uns am nächsten Tag auf den Weg machen, sind die beiden jedenfalls noch im Tiefschlaf.

Der Innenhof bei unseren Gastgebern

Der Innenhof bei unseren Gastgebern

In Budapest surfen wir wieder auf einer Couch, respektive auf einem Bett. Unsere Hosts sind beide sehr an Politik und anderen aktuellen Themen interessiert. So finden wir heraus, dass Andreas auch schon übers Auswandern nachgedacht hat. Aber aus einem unterschiedlichen Grund als anderswo, nämlich dass er sich nicht mit der rechtspopulistischen Politik des Landes identifizieren kann. Am liebsten möchte er gar nichts mehr mit dem Land zu tun haben. Als Beispiel nennt er uns bspw einen Abend bei seiner Familie, welche vor Jahren aus Rumänien eingewandert ist. Stammtischparolen über Migranten, welche zu tausenden in Ungarn einwandern und von der Wirtschaft profitieren wollen. Als Andreas nebenbei bemerkt, dass sie doch auch Wirtschaftsflüchtlinge waren, wird es  still am Tisch…