Unbeliebtes Reiseziel am Rande Europas

Dieses Mal gehen wir es so richtig langsam an, das haben wir uns ganz fest vorgenommen. Deshalb fahren wir mit dem Zug von Sofia bis Bukarest. Das klappt eigentlich ganz gut, ausser dass sich die Frau am Schalter in Bulgarien und der Ticketkontrolleur von Rumänien nicht ganz einig sind über die Tickets für die Velos. Die Frau meint nämlich, der Fahrradtransport sei gratis, der Mann sieht das anders. Gemäss ihm müssen wir eins kaufen und zwar in rumänischen Lei, nicht in bulgarischen Leu. Nach langem hin und her bezahlen wir dann doch, aber erst müssen wir noch in die nächste Wechselstube rennen... Zum Glück fährt der Zug noch nicht ab. Wir kriegen sogar ein Ticket, also wars vermutlich einigermassen offiziell und nicht für die eigene Tasche, wie wir erst vermutet hatten.

Ankunft am Bahnhof Bukarest

Ankunft am Bahnhof Bukarest

Nach ein paar Tagen Sightseeing in Bukarest und dem Besuch im Unispital ist jetzt klar, dem Knie geht’s wieder gut. Also entscheiden wir uns in Richtung Moldau (oder Moldawien) loszuziehen. Zuerst nur mal ein paar Kilometer durch die Stadt bis zum nächsten Bahnhof. Dieser ist nur knapp 20 km entfernt. Bis dahin sieht das ganze Vorhaben recht vielversprechend aus. Das Knie macht jedenfalls mit. Nur der Bahnhof ist etwas ungewohnt. Die Perrons sind nämlich nicht angeschrieben, obwohl es mindestens sechs Geleise hat. Auch eine Rampe oder ein Aufzug sind weit und breit nicht zu sehen. Wir hieven die Velos zu zweit aufs Perron und erwischen dann doch den richtigen Zug.

Das zweitgrösste Amtsgebäude der Welt - nach dem Pentagon - wurde während dem Kommunismus errichtet

Das zweitgrösste Amtsgebäude der Welt - nach dem Pentagon - wurde während dem Kommunismus errichtet

Am anderen Ende von Rumänien angekommen, erwartet uns unser Host Ciprian. Er freut sich sehr, endlich wieder mal auf dem Rad zu sitzen und das sogar mit Gesellschaft. Am nächsten Tag zeigt er uns die Stadt und fährt mit uns bis in den nächsten Ort. Leider war er etwas übermotiviert. Allein die Stadtrundfahrt umfasste fast 20 Kilometer. Am Ende des Tages waren wir schon bei über 50 km, was doch etwas zu viel war. Wieso habe ich nicht nein gesagt, ärgert sich Sandra später. Aber im Nachhinein ist man oder frau halt immer schlauer. Im Laufe des nächsten Tages kommts wie es kommen muss, die Schmerzen sind zurück und an ein Weiterfahren ist nicht mehr zu denken. Nur mit dem Problem, dass es hier keinen Zug gibt und die Busse zu klein sind um unsere Räder mitzunehmen. Wohl oder übel fahren wir weiter. Adeline hat sich anerboten einen Teil des Gepäcks zu transportieren. So geht’s einigermassen. Wir schaffen es jedenfalls noch bis über die Grenze nach Rosu in Moldau. Zum Glück, den am nächsten Tag ist Adelines Geburtstag. An diesem Tag wollten wir einen Ruhetag einlegen. Costia, unser neuer Host, hilft mit etwas auszuhecken. Anja, eine ehemalige Volontärin, backt einen Kuchen als Überraschung. Auf die Frage von Adeline ob sie am backen sei, antwortet sie ganz schlagfertig mit einem klaren «ja» und die Sache wird nicht weiter hinterfragt. Also ists dann tatsächlich eine kleine Überraschung als Sandra mit Kerzen auf dem Kuchen auftaucht und wir alle gemeinsam singen.

Noch mehr beladen als sonst...

Noch mehr beladen als sonst...

Bis in die Hauptstadt nach Kischinau sind es von hier immer noch etwa 160 km. Mit dem Fahrrad wird das nichts. Im Bus mitnehmen wird vermutlich auch schwierig. So entscheiden wir uns den Bus zu nehmen und die Räder hier zu lassen. Die Hauptstadt ist schnell besichtigt, also wagen wir einen Ausflug zum vielversprechenden autonomen, aber nirgendwo anerkannten «Land» Transnistrien. Mit dem Bus dauert die Fahrt auch nicht lange, nur knappe zwei Stunden. Am Grenzposten werden wir angehalten und es gibt ein «Visum» in den Pass. Dieses besteht aus einem Blatt Papier auf welchem die Gültigkeit gedruckt ist. Das wars auch schon. Für uns irgendwie interessant, für die Leute welche die Busfahrt öfters machen, wohl eher mühsam. In Tiraspol angekommen, machen wir uns auf Erkundungstour durch die noch sehr kommunistisch wirkende Stadt. Da Sonntag ist, ist nichts los, aber auch gar nichts. Nirgendwo sehen wir ein Cafe oder eine Beiz welche zum Verweilen eingeladen hätte. Zum Glück stand da ja was im Lonely Planet. Dieses Restaurant ist sogar offen und zum Zmittag gibt’s Borschtsch nach ukrainischer Art. Irgendwo sehen wir dann noch eine Leninstatue und haufenweise Plattenbauten. Und schon ists vorbei mit dem ganzen Zauber. Da der Tag noch jung ist, fahren wir mit dem Linienbus ins Nachbardorf Bender, da gibt es immerhin ein sehenswertes Fort. So war der Ausflug doch nicht ganz für die Katz.

Die Burg von Bender in Transnistrien

Die Burg von Bender in Transnistrien

Moldau ist auch bekannt für seinen Wein. Wir lassen es uns nicht nehmen an einer Führung mit Degustation teilzunehmen. Mit Elektrozügli geht’s ab in den Untergrund. Der Keller befindet sich nämlich in einer ehemaligen Kalksteinmine. Die unterirdischen Strassen sind ganze 120 km lang. Schon ziemlich eindrücklich. Auf der Tour lernen wir Jamie kennen. Er macht uns das Angebot, ihn nach Orheiul Vechi zu begleiten. Er ist nämlich mit dem Taxi da. Diesen Vorschlag können wir fast nicht abschlagen. Sonst hätten wir nämlich eine ziemliche Sehenswürdigkeit verpasst. Die Klosteranlage ist schön gelegen und ziemlich ab vom Schuss. Hierhin zufahren hat sich definitiv gelohnt! Zurück in Kischinau gibt’s das obligate Gestürm mit dem Taxichauffeur wegen des Preises. Jamie hat diesen leider nicht vorgängig mit ihm festgelegt. Jetzt will der Fahrer plötzlich 100 € haben. Die Frau des Hotels wird jetzt auch sauer. Schlussendlich einigen sie sich auf 75 €. Immerhin. Wir beteiligen uns natürlich auch, schliesslich haben wir uns auch von der Taxifahrt profitieren können.

In Orheiul Vechi

In Orheiul Vechi

Schlussendlich schaffen wirs gerade noch so auf den letzten Bus nach Rosu. Sandra hat nämlich nochmals eine weitere Pause vom Arzt verordnet bekommen, dieses Mal drei Wochen. Zwei davon verbringen wir bei Costia und helfen ihm in seinem Permakultur Garten. So lernen wir wenigstens noch etwas, wenn wir schon nicht aufs Rad dürfen. Die zwei Wochen gehen zu schnell vorbei. In dieser Zeit haben wir viel über das Leben Moldawien gelernt, die Katze Lisa hat Nachwuchs gekriegt und die Kirschen sind reif geworden. Davon nehmen wir uns noch eine grosse Flasche voll mit.

Zeit für Plan B

Nach ursprünglichem «Plan» wären wir von Skopje als erstes in Richtung Serbien/Kosovo gefahren, aber manchmal kommt eben alles anders.

Schon am ersten Tag sind die Knieschmerzen von Sandra wieder zurück. So wird das nichts mit weiterfahren. Auf der Karte sehen wir, dass es in Kumanovo, nahe an der serbischen Grenze, ein grosses Krankenhaus gibt. Da radeln wir jetzt hin. Den richtigen Eingang zu finden stellt bereits die erste Herausforderung heraus. Irgendwo steht etwas von Orthopädie, das könnte vielleicht passen. Also gehe ich mal rein. Weit und breit ist niemand in Sicht. Das einzige was mir entgegen kommt, ist schwacher Zigarettenrauch. Eine Frau welche ich anzusprechen versuche, ignoriert mich gekonnt, bis ich aufgebe. Weiter vorne war doch noch etwas wie Emergency angeschrieben, erinnere ich mich. Ich versuche dort mein Glück. Die Frau am Empfang spricht kein Englisch. Naja, dass kann ich ihr wohl nicht verübeln. Ich zeige auf mein Knie und versuche zu erklären, dass ich Schmerzen habe. Ok, sie zeigt mir, dass ich ihr folgen soll. Sie bringt mich zu einer anderen Frau, welche auch kein Englisch kann. Dann sagen sie irgendwas von Documenti und Kopie und so weiter. Ich gebe ihnen mal meine Krankenkassenkarte und zeige auf die beiden, dass sie eine Kopie machen sollen. Ich habe nämlich ausnahmsweise kein Kopiergerät dabei… Irgendwas machen sie jedenfalls mit der Karte. Etwas später kommt ein Mann dazu. Er kann auch kein Englisch. Da wird es mir langsam zu bunt und ich versuche zu erklären, dass ich jetzt wieder gehe. Aber er macht eine beschwichtigende Handbewegung und sagt, «wait, wait». Dann warte ich jetzt mal. Es taucht tatsächlich ein Arzt auf und zu meiner Erleichterung spricht er sogar ein bisschen Englisch! Nicht das man den anderen einen Vorwurf machen kann. Bei uns sieht es vermutlich nicht viel anders aus. Wie auch immer. Er macht mir klar, dass jetzt im Moment «no bicylce» angesagt sei. Für zwei Wochen. Ja genau, zwei Wochen!

Ein neuer Plan muss her. Wir finden heraus, dass wir in Bulgarien ziemlich günstig ein Auto mieten können, im Kosovo würde dies wohl etwas komplizierter ausfallen. Jetzt müssen wir nur noch irgendwie bis nach Bulgarien kommen. Wir fragen bei unserer Unterkunft mal nach ob sie denn wissen, ob wir die Velos mit dem Bus mitnehmen können oder ob es grosse Taxis gibt. Zum Glück ist Jackie, die Schwester aus den USA, hier. Die Besitzer der Unterkunft sprechen nämlich auch kaum Englisch. Sie übersetzt für uns und kurzerhand bieten sie uns an, uns mit den Fahrrädern nach Sofia zu fahren. Dieses Angebot können wir fast nicht ablehnen. Natürlich bezahlen wir etwas mehr für die Fahrt, aber der Bus hätte wohl auch nicht gerade wenig gekostet. An die ganzen Umtriebe mit dem Velo im Bus wollen wir gar nicht erst denken. Also organisiert uns der Typ von der Unterkunft extra eine Fahrradhalterung fürs Auto und so haben wir zu viert mit Gepäck genügend Platz. Bevor wir losfahren werden wir von Jackie noch ausdrücklich darauf hingewiesen das Bulgarien extrem (jaja, genau!) gefährlich sei und wir bitte mit ihr in Kontakt bleiben sollen, damit sie sich keine Sorgen machen muss.

Unser Taxi nach Sofia

Unser Taxi nach Sofia

Eine Woche lang sind wir jetzt mit dem Auto unterwegs. Eigentlich ist das gar nicht so schlecht, denn bei der Fahrt zum schwarzen Meer merken wir, dass die Strecke vermutlich nicht ganz ohne gewesen wäre und sich teilweise sogar mit dem Auto ziemlich in die Länge zieht.

In Plovdiv, der Kulturellen Hauptstadt für 2019 (habt ihr gewusst das es so was gibt?), werden wir mit traditionellem Tanz begrüsst. Es scheint als hätten sie extra für uns etwas organisiert. Wir schauen zu bis es Zeit wird für die Stadtführung. Dort treffen wir auf Julie und Adam aus Kanada, welche wir auch schon in Skopje gesehen haben. Was für ein Zufall! Darauf gehen wir gleich anstossen und zusammen Abendessen. Es fühlt sich fast ein bisschen an wie in den USA, als wir auch immer wieder die gleichen Leute getroffen haben und Reise-Freunde geworden sind.

In Plovdiv geht die Post ab

In Plovdiv geht die Post ab

Der nächste Stopp ist am Schwarzen Meer. Für uns eher das Tote Meer, also besser gesagt Tote Hose Meer. Touristen sind nämlich ausser uns noch keine da. Die Restaurants direkt am Meer sind auch noch alle geschlossen. An vielen Orten wird renoviert und alles für den Saisonstart bereit gemacht. Dieser ist anscheinend Mitte Mai. Als wir die Füsse im Meer baden, merken wir auch wieso das so ist. Das Wasser ist eisig kalt und reinzuspringen trauen wir uns beide nicht. Nach zwei Tagen nehmen wir Abschied vom Meer und fahren zurück in Richtung Sofia.

Mehr als die Füsse tauchen wir da nicht ein

Mehr als die Füsse tauchen wir da nicht ein

Auf dem einen Campingplatz unterwegs lernen wir zwei Radfahrer kennen. Die beiden waren fast bis nach Bulgarien auf dem Donauradweg unterwegs. Kaum vorstellbar für uns, da wir schon nach zwei Tagen auf dem Rheinradweg genug vom Fluss hatten. Jetzt merken wir aber erst recht, dass wir unsere Räder vermissen und es langsam Zeit wird für einen neuen Versuch in die Pedalen zu treten.

Soooo, nun wie immer zum Abschluss noch ein paar Bildli und ein Videöli

Auf den Stattel, fertig, los!

Griechenland kann manchmal schon ein lustiges Pflaster sein. Als wir unsere erste Unterkunft in Athen beziehen, mahnt uns die Frau doch bitte nicht im neu renovierten Zimmer zu rauchen. Selbstverständlich steht sie genau zu diesem Zeitpunkt mitten in unserem Zimmer und im Mund eine Zigarette, haha. Da wir eh nicht rauchen, haben wir weniger Probleme die Bitte einzuhalten als die Frau selbst.

Wir sind wieder da

Wir sind wieder da

Unsere Fahrräder haben den Winter mehr oder weniger unbeschadet im Schopf von unserem neuen Freund James überstanden. Er hat für uns dieses Mal leider nicht so viel Zeit, dafür kümmert sich seine Freundin Sandy super um uns. Sie macht uns Pizza und noch einen Kuchen, obwohl sie selbst am fasten ist. Fasten? Wieso denn, fragen wir uns. Sie klärt uns auf, dass bald Ostern ist und deshalb viele orthodoxe Christen fasten. Ostern ist wesentlich bedeutender als Weihnachten. In den Läden stellen wir fest, dass die Osterkerze ein beliebtes Geschenk ist. Jeder Laden hat nämlich welche, wirklich jeder. An die Kerzen sind jeweils kleine Geschenke angebracht. Teilweise eher in Form aufwändiger Verzierungen und bei anderen ganze Puppen, Spielautos oder was sonst gerade angesagt ist.

Dekorierte Osterkerzen

Dekorierte Osterkerzen

Die Osterzeremonie sei etwas ganz Besonderes werden wir aufgeklärt. Also gehen wir am Karfreitag zur Kirche um uns das genauer anzuschauen. Dort erwartet uns eine ungewohnte Situation. Die Kirche ist bis oben voll und die Predigt ist bereits in vollem Gange. Die meisten Leute bleiben aber nicht lange, wer nämlich keinen Sitzplatz ergattert hat, geht rein, wartet ein bisschen und geht dann nach vorne um die Ikone zu küssen und zündet noch eine Kerze an. Danach geht’s schon wieder nach draussen. Den ganzen Abend herrscht ein reges kommen und gehen. Als die Predigt dann endlich fertig ist, startet der eigentliche Event. Symbolisch wird das Kreuz von Jesus und noch ein paar andere Sachen durch das ganze Dorf getragen. Es fühlt sich an, als wären alle Dorfbewohner mit dabei. Als wir nach einer Stunde aber immer noch am laufen sind, haben wir langsam genug und gehen zurück ins Hotel. Was also am Schluss passiert bleibt für uns ungewiss.

"Osterumzug" am Karfreitag

"Osterumzug" am Karfreitag

Am nächsten Tag wäre in der Kirche nochmals ziemlich was los. Wir hatten aber einen anstrengenden Tag auf dem Rad und lassen es diesmal bleiben. Auch weil der ganze Spass erst gegen 23 Uhr los geht. Die Osterevents sind aber noch nicht vorbei. Am Ostersonntag wird traditionellerweise mit der ganzen Familie gegessen und als Hauptspezialität gibt’s das Osterlamm. Natürlich gehört dies dazu zum richtigen Ende der Fastenzeit. Schon als wir das Hotelgelände verlassen wird dort zünftig gegrillt. Kurz vor Thessaloniki dreht sich in so ziemlich jedem Garten ein Spiess. An einem Ort halten wir an und fragen ob wir Fotos machen dürfen. Kein Problem! Zum Foto gibt’s noch eine Gabel mit Spiesslifleisch – Souvlaki - und ein Bier in die Hand. Die älteren Herren sprechen aber leider kaum englisch. Doch bald sind die Jungen am Start und laden uns gleich richtig zum Mittagessen ein. So viel zu essen gibt es bei uns nicht mal an Weihnachten. Hier wird reingeschaufelt bis alle fast am Mittagstisch einschlafen vor lauter Völle. Ein gelungener Nachmittag war es auf jeden Fall und wir werden uns noch lange an die Gastfreundschaft der Griechen erinnern!

Das traditionelle Osterlamm ist schon bald fertig und wir sind eingeladen

Das traditionelle Osterlamm ist schon bald fertig und wir sind eingeladen

Ausser Ostern gibt’s aber auch noch eine andere Thematik, welche uns auf dem Weg begleitet. Je näher wir Nordgriechenland kommen, desto öfter werden wir darauf hingewiesen, dass das nördliche Nachbarland FYROM (Former Yugoslavian Republic of Macedonia) und nicht etwa Makedonia genannt wird. Dies sei nämlich auch der Name von der Region in Nordgriechenland. Wir versuchen natürlich stets die Fettnäpfchen auszulassen, und verwenden hier nur diesen Namen. Kaum über die Grenze zu FYROM sieht das Ganze aber wieder anders aus. Hier heisst es Makedonia und ja nicht FYROM! Schade das sich die beiden Länder nach nun mehr fast 30ig Jahren seit der Auflösung Ex-Jugoslawiens immer noch nicht über den Namen einig geworden sind…

Beim Begrüssungsschild steht nichts von FYROM

Beim Begrüssungsschild steht nichts von FYROM

An der Grenze werden unsere Fahrräder vom Zoll genau inspiziert, ob wir denn auch sicher seien, dass das ganze Zeug nur für den Eigengebrauch sei. Ja das sind wir! Obwohl wir auch manchmal froh wären etwas weniger Gepäck zu haben! Auf dem eigentlich noch geschlossenen Campingplatz am Dojran See werden wir von ein paar älteren Herren begrüsst, welche ein paar Tage ohne ihre Frauen dort verbringen. Wir sollen uns doch erst mal setzen und schon haben wir den ersten Rakija in der Hand und unterhalten uns mit Händen und Füssen auf Deutsch oder Englisch. So geht es noch eine Weile weiter, bis uns einer der Männer leckeren selber gefangenen Fisch kocht und wir Abendessen. Ein anderer holt dann auch noch seine Gitarre raus und vergnügt wird den ganzen Abend gesungen. Die Lieder sind aus Serbien, Kroatien, Slowenien und natürlich auch Mazedonien. Sie seien mit all diesen Ländern befreundet. Ist doch schön zu hören. Als sie fragen, wohin wir denn als nächstes wollen, sagen wir wahrheitsgemäss Kosovo. Ui, dass hätten wir wohl besser nicht... Denn die Leute dort seien die allerschlimmsten etc. Wir versuchen das Thema wieder in eine andere Richtung zu lenken. Dies ist aber gar nicht so einfach. Irgendwann gehen wir ins Bett und am nächsten Morgen holt uns einer der Männer noch eine Menge Bananen, Schoggibananen und Fanta für den Weg. Es liegt ihnen sehr am Herzen, dass wir Mazedonien in guter Erinnerung behalten. Das werden wir auf alle Fälle!

Die Begrüssung in Mazedonien könnte nicht besser sein

Die Begrüssung in Mazedonien könnte nicht besser sein

Auch die Natur hier ist wunderschön, dass obwohl wir uns für die weniger Höhenmeterlastige Strecke entschieden haben. Sandra hat nämlich ein Problem mit dem einen Knie und muss es jetzt etwas lockerer angehen. Wir schaffen’s jedenfalls doch noch irgendwie nach Skopije. Die Anfahrt in die Hauptstadt war zur Abwechslung ganz entspannt. Es gibt nämlich einen schönen Radweg dem Vardar Fluss entlang, der mitten ins Zentrum führt. Auf dem grossen Platz angekommen, treffen wir zufälligerweise auf einen anderen Tourenradler, einer der sich am Ende seines Trips befindet. Es fühle sich schon etwas seltsam an meint er, so nach zwei Jahren wieder nach Hause zu fahren. Für uns fühlt es sich auch noch etwas seltsam an, wieder auf dem Rad zu sitzen, aber irgendwie ist es doch als wären wir nie vom Sattel gestiegen.

Aufgepasst! Diesmal gibts sogar zwei kurze Videos zum Bericht. Also immer schön weiterscrollen...

Rückblick: Touristen in Asien

Ich weiss nicht wie es euch geht, aber ich mustere sehr gerne andere Touristen, wenn ich im Ausland bin. Man denkt sich dann «der ist bestimmt Schweizer» und ein paar Minuten später kommt von dieser Person ein Satz raus wie «Kän äi häf ä bottel of woter pliis?». Ist sehr oberflächlich aber unterhaltsam. Und ist auf keine Weise böse oder herablassend gemeint. Nur eben manchmal gehen die Leute doch etwas zu weit. Das ist der Fall, wenn wir im südostasiatischen Raum Touristen sehen, die mit Hotpants und Trägershirts herumlaufen. Oder man kann es noch toppen: Bauchfrei bei den Frauen und oben ohne bei den Typen. Sorry, aber das geht einfach gar nicht! Nicht dass ich etwa prüde bin, darum geht es nicht. Ich finde es einfach der dortigen Kultur gegenüber sehr respektlos. Und ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie viele Menschen wir so gekleidet gekreuzt haben. Teilweise wollten diese sogar noch Tempel besuchen ohne mit der Wimper zu zucken, obwohl es überall Schilder hat, welche darauf hinweisen, dass Knie und Oberarme bedeckt sein müssen. Beim Eingang solcher Stätten werden sie dann aufgehalten und kriegen einen Sarong ausgehändigt.

In einem Tempel in Laos. Die Dame musste einen Sarong umbinden

In einem Tempel in Laos. Die Dame musste einen Sarong umbinden

Ein paar Touristen in Hotpants, die von einer Partyinsel wieder ans Festland gebracht wurden.

Ein paar Touristen in Hotpants, die von einer Partyinsel wieder ans Festland gebracht wurden.

Eine grosse Anzahl Menschen der gleichen Nation in einem Land oder einem Ort bringt oft merkwürdiges Verhalten hervor. Wir haben dies zum Beispiel bemerkt im ehemaligen Indochina Teil Südostasiens. Da hat es sehr viele Franzosen. So viele, dass teilweise in Restaurants die Menüs französisch übersetzt wurden. Sie gehen oft davon aus, jeder spreche französisch nur weil ihr Guide dies auch tut. Also werden doch ab und zu irgendwo in der Pampa beim der Bus Pinkelpause Kioskbesitzer mit «C’est combien ces Chips?» angesprochen. Nicht nur Locals werden überfallen, sondern auch andere Touristen. Es kam ein paar Mal vor, dass wir angesprochen wurden mit «bonjour, vous savez si on peut acheter les billets ici?». Wir machen uns ein kleines Spiel daraus: «I’m sorry what did you say?» «oh, eeeee, sorryyyy. You knouw eeeeeeee can I buy se tickets ‘ere?». Ha, gern geschehen!

Massentourismus: die Anonymität macht uns irgendwie respektlos

Massentourismus: die Anonymität macht uns irgendwie respektlos

Backpackers sind auch so eine merkwürdige Gruppierung. Leicht zu erkennen am Rucksack, den Pluderhosen und meist ein paar Wanderschuhen. Faktisch gehören wir auch zu denen, denn wir reisen ja mit dem Rucksack. Es ist einfach praktischer, wenn man mit dem ÖV unterwegs ist und etwas weiter gehen muss bis zur Haltestelle. Es gibt neben Backpackerhostels auch typische Backpacker Destinationen wie zum Beispiel Vang Vieng in Laos. Wir haben nur davon gehört und gelesen, so dass wir einen grossen Bogen um diesen Ort gemacht haben. Scheinbar haben sich vor über zehn Jahren mal ein paar Backpackers bequem gemacht, deren Hauptinteressen darin lagen möglichst wenig Geld auszugeben, sich günstig volllaufen zu lassen oder einen Trip zu schmeissen. Das Ganze hat sich so extrem entwickelt, dass sich dort Scharen an Backpackers niederliessen und «happy» Pizza bestellten, sich in einen alten Traktorschlauch setzten und den Mekong hinunter tubten. So lange bis es zu Todesfällen kam und irgendwann mal die Regierung die Notbremse gezogen hat. Scheinbar solls jetzt etwas besser sein aber der Ruf ist erstmal für die nächsten paar Jahre hinüber.

Rollkoffer oder Rucksack? Die Entscheidung fällt leicht

Rollkoffer oder Rucksack? Die Entscheidung fällt leicht

Grösstenteils haben wir jedoch sehr nette und angepasste Touristen getroffen. Es wäre ja aber langweilig, einen Artikel darüber zu schreiben, wie toll hier alle waren und das noch ohne eine Spur von Sarkasmus. Oder etwa nicht?

In Kambodscha, der Perfekte Spot für ein Instapic häschtäg#nofilter ;-)(das Fotoshooting ist gestellt)

In Kambodscha, der Perfekte Spot für ein Instapic häschtäg#nofilter ;-)
(das Fotoshooting ist gestellt)

Sri Lanka, oh Sri Lanka

Bevor wir nach Sri Lanka flogen, hatten wir schon viel von der Insel gehört. Es soll sich hier um den ruhigen Nachbarn von Indien handeln, Indien für Anfänger so zu sagen. Also sind wir gespannt was uns hier erwartet. Wir kommen mitten in der Nacht am Flughafen an, aber es hätte genauso gut mitten am Tag sein können. Draussen vor der Ankunftshalle drängen sich hunderte, als gäbe es etwas Spezielles zu sehen. Doch es stellt sich heraus, dass einfach nur viele Flüge mitten in der Nacht ankommen und die Leute auf ihre Liebsten warten. Oder evtl. wollten sie auch nur eine neue Waschmaschine kaufen, dies gibt es nämlich auch direkt am Flughafen.

Waschmaschine gefällig?

Waschmaschine gefällig?

Ohne Waschmaschine machen wir uns mit dem Taxi auf den Weg zur Unterkunft in Negombo. Colombo soll für Neuankömmlinge viel zu überwältigend sein mit all dem Treiben. In Negombo erwartet uns das heisseste Hotelzimmer seit langem, Klimaanlage hat es keine und durch das Fenster kommt nicht mal ansatzweise eine frische Brise rein. Ans Schlafen ist also nicht zu denken. Als letzten Hoffnungsschimmer reiben wir uns unsere Beine mit Tigerbalm ein und es nützt sogar! Wir kriegen doch noch ein paar Stündchen Schlaf bevor unsere Weiterreise los geht. Von Negombo nach Galle gibt es einen Zug, zwar nicht direkt, aber das mit dem Umsteigen kriegen wir schon hin. Im ersten Zug ergattern wir sogar einen Sitzplatz. Nach dem Umsteigen haben wir weniger Glück. Der Zug ist bereits in Colombo voll bis oben und es steigt keine einzige Person aus. Für uns bedeutet das drei Stunden stehen. Die Fenster sind mit Läden geschützt, dass heisst, das einzige was wir von der Zugfahrt mitbekommen sind die Gesichter der anderen Mitreisenden.

In einem Zugabteil der zweiten Klasse

In einem Zugabteil der zweiten Klasse

Im Süden, in Unawatuna bleiben wir ein paar Tage, wir wollen nämlich den Padi Open Water Tauchkurs absolvieren. Beim Testtauchgang sehen wir sogar einen Oktopus! Für uns ist klar, der Tauchkurs wird definitiv gebucht. Die paar Tage am selben Ort zu bleiben tun uns gut. Doch wir wollen noch ein bisschen mehr von Sri Lanka sehen. Also leisten wir uns ein Taxi bis zum Yala National Park. Hier sehen wir, gefühlte zwei Minuten nachdem wir im Park ankommen sind, zwei Leoparden. Sehen ist vielleicht etwas übertrieben. Wegen der langen Jeep Kolone können wir nur erahnen wo sich die beiden befinden…

Im Yala Nationalpark

Im Yala Nationalpark

Von den Teeplantagen in Ella bis nach Kandy nehmen wir nochmals den Zug. Dieses Mal gibt es sogar reservierte Sitzplätze. Nach der letzten Zugfahrt sind wir nicht ganz sicher was wir erwarten können, wir konnten nämlich nur noch Plätze in der dritten Klasse ergattern. Doch wir werden positiv überrascht. Die Sitze sind bequem und es hat haufenweise Platz. Die Sitzplätze werden nämlich immer für die gesamte Strecke gebucht, egal wie lange man schlussendlich im Zug sitzt. Was uns aber doch etwas befremdlich vorkommt ist, dass im Wagen hinter uns immer mehr Locals einsteigen und stehen müssen, obwohl es ja bei uns noch mehr als genug Platz hätte. Die Zugfahrt geht dieses Mal nämlich sieben Stunden und nicht nur drei.

Teeplantage in Ella

Teeplantage in Ella

Im Allgemeinen können wir bestätigen, dass es hier ein bisschen ruhiger zu und her geht als in Indien, ausser im Strassenverkehr. Holy Moly! Busfahren braucht Nerven aus Stahl, vor allem wenn man vorne sitzt und immer genau sehen kann was ab geht. Die Busfahrer lenken den Bus schon mal in den Gegenverkehr um einen langsameren Verkehrsteilnehmer zu überholen. Auch wenn ein Tuktuk oder ein Auto entgegenkommt, dieses wird dann einfach weggehupt. Naja, wir sind jedes Mal heil angekommen zum Glück, vermissen tun wir die Formel-1-Busfahrten aber nicht.

Anfangs ist es noch lustig

Anfangs ist es noch lustig

Zeit für einen kurzen Zwischenstopp in Colombo haben wir jetzt doch noch. Zum Glück, denn auch hier gibt es eine Menge zu sehen, vor allem das Stadtleben der Sri-Lanker. Genau das ist nämlich lohnenswert. In der Marktstrasse wird alles Mögliche verkauft, von Stoff, über Hosen zu Sonnenbrillen und Abflussrohren. Dem ganzen Treiben zu zuschauen, war der Zwischenhalt schon wert.

Die letzten beiden Wochen verbringen wir in einem Ayurveda Hotel, ganz entspannt. Nur dass das Hotel unsere Buchung nicht gekriegt hat. Diese Information müssen wir erst mal verdauen. Nicht ganz einfach nach einer wiederholt anstrengenden Zugfahrt und dem ganzen drum herum. Immerhin bieten sie uns an uns ins Schwesternhotel zu verfrachten. Dieses scheint ganz ok zu sein und der Flughafentransfer wird uns wegen der Unannehmlichkeiten auch offeriert, also sagen wir zu.  Das Hotel ist wirklich toll gelegen, nur ist es nicht erlaubt im Meer zu baden wegen der starken Strömung. Aber es gibt einen Shuttleservice an einen Badestrand. Die ersten paar Tage haben wir keine Zeit diesen Service in Anspruch zu nehmen. Am zweit letzten Tag wollen wir es aber doch noch wissen, obwohl das Wetter nicht ganz mitspielt. Also wird für uns ein Tuktuk organisiert, welches uns 40 (!) Minuten an einen anderen Strand fährt, nur damit wir feststellen, dass die Wellen hier fast genau so hoch sind wie bei unserem Strand. Wir gehen trotzdem zum Wasser und werden nach ein paar Wellen schon «gwöschmaschinelet». Also machen wir einen Spaziergang am Strand. Als wir schon fast Trocken sind, fängt es an zu Regnen und zwar so richtig. Wir gehen zurück zum Tuktuk wo uns unser Fahrer erwartet, welcher sich vor lachen fast nicht mehr einkriegt. Wir sehen wohl aus wie begossene Pudel…

Kleiner Kochkurs im Hotel

Kleiner Kochkurs im Hotel

Eines Mittags kriegen wir eine Konversation vom Nachbartisch mit (es sind abgesehen von uns fast alles Deutsche im Hotel), Whatsapp und Facebook seien blockiert worden, da es in der Region um Kandy Unruhen zwischen Buddhisten und Muslimen gegeben habe. Wir sind erst mal verunsichert, waren wir doch erst gerade vor ein paar Tagen noch dort und haben die friedlichen Menschen beobachtet, wie sie in Massen den Zahntempel besuchten. Das halbe Land steht Kopf und wir sind in unserer Ayurveda-Blase eingeschlossen und kriegen nichts davon mit. Gar nichts. Das ist ein ziemlich seltsames Gefühl. Wir lassen uns massieren währen in anderen Teilen des Landes ganze Quartiere zerstört werden. Ändern können wir leider daran nichts. Doch wir hoffen darauf, dass sich die Situation schnell wieder beruhigt und alles wieder friedlich wird.

Wie immer noch zuletzt ein paar Bildchen und ein Videöli :-)